Kühn Johannes

Nie verliess ich den Hügelring

Lyrik. Gollenstein, Blieskastel. 167 Seiten. 18.00 EUR . ISBN: 3-935-73118-3

Kühn  Johannes: Nie verliess ich den Hügelring

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Johannes Kühn gehört zu eigenwilligsten und konsequentesten Dichtern deutscher Sprache. Nie hat er sich dem Großstadtleben ausgesetzt, nie hat er große Elegien geschrieben oder die Sprache zertrümmert, um sie neu zusammen zu setzen. "Nie verliess ich den Hügelring", heißt sein neuer Gedichtband, und dieser Titel charakterisiert sowohl Johannes Kühns Leben als auch seine Gedichte.
Sanfte Hügel, dazwischen einige Dörfer, vielleicht ein Bach: Fährt man quer durch Deutschland, so hat man den Eindruck, dass dieses Bild typisch ist für dieses Land. Hasborn ist eines der vielen tausend Dörfer, der Schaumberg einer der vielen tausend Hügel. Das Leben in Hasborn, die ziellosen Spaziergänge, das Unverständnis der Dorfbewohner, das dem Dichter Johannes Kühn entgegen schlägt - das sind seit jeher seine Themen. Nachdem Kühn über zehn Jahre verstummt war, ist er produktiver denn je. Die etwa 120 Gedichte des neuen Bandes sind innerhalb von zwei Jahren entstanden, und wieder wurde der Band von Irmgard und Benno Rech zusammengestellt und herausgegeben, denn Johannes Kühn hat wohl genug damit zu tun, die Gedichte zu schreiben.
"Hasborn" heißt denn auch eines seiner Gedichte. "Mir blieb Landbegeisterung im Blut./ Jedes Jahr noch lebe ich die Frühlingssehnsucht/ nach der Winterpracht mit den weißen Wolkenlocken,/ ja, des Sommers Mohnzeit/ und die Herbstbeglückung/ blühn mir." Zur Heimat des Dichters Johannes Kühn gehören aber auch markante Besonderheiten, etwa ein Hügelgrab oder ein „Scheunenabriß“ - „Der deutsche Kaiser,/ Napoleon und Hitler/ hatten hier/ für ein paar Tage/ Soldaten wohnen/ und haben/ bis heute nichts gezahlt.“ Diese Besonderheiten heben den Ort und die Landschaft lyrisch aus den vielen tausend nicht besungenen deutschen Orten und Landschaften heraus.
Eine leise Ironie und Altersweisheit hat sich in die lakonischen, äußerst schlichten Zeilen geschlichen, etwa wenn Johannes Kühn sich in einer "Neubausiedlung" umsieht: "Neu die Farben, neu! Sie winken der Sonne,/ stärker zu scheinen...", und ein bisschen ist Johannes Kühn auch ein fröhlich spottender Narr: "Einrichten/ wird das Ehepaar sich hier für hundert Jahr/ mit drei frohen Kindern... Ein Sonnenschein soll sein/ wie aus ewgem Leben." Doch vor allem interessiert sich Johannes Kühn für Flora und Fauna: Da ist die Brombeerhecke, die er en Détail beschreibt - "Ihr Bild gerät mir weit hinter die Netzhaut" oder die "Schwalbe,/ kleine fliegende Finsternis/ mit dem Mondstreif..." Johannes Kühn findet durch sein beiläufiges Sprechen über die (keinesfalls unbeschädigte!) Natur teils karge, teils subtile Bilder von ergreifender Schönheit; die Landschaft brennt sich dem Leser ebenfalls "weit hinter die Netzhaut."
"Ich brauche nicht über mein Leben zu sprechen, weil ja alles in den Gedichten steht" - so das Motto am Anfang des Gedichtbandes. Johannes Kühn wurde teils sehr bewusst, teils wegen Krankheit zum Dichter und damit zum Außenseiter in Hasborn, zum Störenfried. Für den Lyriker sind freilich andere "Störenfried": "... er, als Wegnachbar, stört dich/ mit den Fragen/ was ich hier such,/ wie es mir geht,/ was ich da find,/ wem das gefällt,/ wem ich das lob,/ wohin ich das erzähl,/ ob das was ist/ in der Heimatgegend,/ die doch nichts biete/ an Sehenswertem, sagt er und ist/ oft erlebter Störenfried/ einsamer Wanderung."
Zunehmend thematisiert Johannes Kühn auch Krankheit und Alter: "Erzähle, wie es anderen schon ergangen ist,/ und wie sie litten,/ Unzählige./ Beweg den Tag in meine Näh,/ an dem ich aufersteh,/ gesund und prächtig,/ mit allen Sinnen heil." Klage, Ironie und Daseinslust bestimmen diese Gedichte: "Füll dir das Aug/ mit Sonntagen,/ füll die Gläser mit Weinsorten,/ vielen, bunten,/ schlepp mit Rückgrat und Beinen/ dein kurzlebiges Fleisch..."
Walter Helmut Fritz zitiert in einem Gedicht den italienischen Maler Morandi: "... ich habe das Glück gehabt, ein ereignisloses Leben zu führen." Dieses Glück scheint auch Johannes Kühn zu haben, denn in dieser scheinbaren Ereignislosigkeit gelingen ihm wunderbare Gedichte wie sonst kaum jemanden. Matthias Kehle






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