"A celle qui m'a donné une langue", lautete die Widmung
von Pierre Imhaslys <>. Auch das Nachfolgewerk <> umkreist das zentrale Thema der Liebe. Doch das neue Buch tritt
nicht mehr so monumental auf wie jenes Wünschelbuch aus Gedichten,
Prosa, Fotografien und Zeichnungen, in dem keine Seite der anderen glich,
sondern als schlichter Gedichtband, dem lediglich ein Glossar unter dem
Titel „Was wohl nicht in jedem Wörterbuch steht„ beigegeben
ist. Das ist auch bitter nötig, denn Imhaslys Schreibe mischt in einer
Selbstverständlichkeit ohnegleichen das deutsche Idiom mit fremdsprachlichen
Elementen, zumal mit dem Französischen, Spanischen, Italienischen,
Lateinischen und Chinesischen. „Viele Namen gibt es, für das eine,
viele Gesichter„, sagt der Dichter. Was aber ist dieses Eine? Das Lieben
hier auf dieser Erde, für das Tauromachisches genauso zum Symbol wird
wie Metaphysisches: „Deine Metaphysik: c’est concret!„, heisst es
einmal, und gleich darauf: „Povero Descartes!„ Imhaslys Gedicht
hebt den Dualismus des französischen Rationalisten auf und schweisst
dessen Unterscheidung zwischen res extensa und res cogitans im pochenden
Herzgedicht zusammen: „Leib und Seele in eins„. Dafür ist viel Hingabe
nötig. Auch Schmerz: „La letra entra con sangre. / Ohne Verlust
keine Zeile. / Von Narben übersät, wer schreibt. / Von Cornadas.„
Oder: „Domna: was mein Herz ausgeweint hat, an languidezza / davon würde
die Rhone satt„. Doch der Gewinn des Troubadours ist hoch: das Paradies,
der Himmel auf Erden, der so intensiv erfahren wird, dass selbst der Tod
seine Schrecken verliert: „Aber es gibt Frauen die sind Sonnen Herr
Tod / Sonnenfrauen haben eine Seele fast aus lauter Leib / Man kann sie
erkennen, weiss Gott / En amour, wenn mein Gereit aufsteht / Bin ich Teil
der Pietà„. Vielleicht enthält das Buch deswegen auch Gedenkpassagen
für die verstorbenen Dichter- und Künstlerfreunde Nicolas Bouvier
und Bruno Baeriswyl. Denn Imhaslys Liebe schliesst nicht aus, sondern ein.
Sie verbindet die geographisch und kulturell getrennten Zonen, Gegenwart
und Erinnerung: für ihre Dauer im Gedicht.
Florian Vetsch
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