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Wer dieser auf jahrzehntelangen
Beobachtungen basierenden These keinen Glauben schenken will, der sollte
es Alexander Ikonnikow gleichtun und sich von denen über das Leben
in Russland aufklären lassen, die am besten darüber Bescheid
wissen: von der Bevölkerung selbst.
Der "Taiga Blues" ist nicht durch "Nächtelanges
am Schreibtisch sitzen" und "Sich etwas aus der Fingern saugen"
entstanden, sondern die kleinen Geschichten beruhen auf Erfahrungen,
die man macht, wenn man einfach mal per Anhalter quer durchs Land reist.
Hoffentlich hat
der Autor sich seinen Teil an literarischer Freiheit trotzdem zugestanden,
denn ich persönlich halte es für mehr als beunruhigend von
der Existenz einer Melkerin wie der Krotowa zu wissen. Dieser Dame ist
offenbar das kleine Missgeschick zugestoßen, ihrem Gatten aus
Versehen im Alkoholrausch ein Bein abgehackt zu haben.
Dass der Wodka in Russland als Nahrungs- oder Genussmittel, Trostpflaster,
Medizin und zu vielem Zwecken mehr Verwendung findet, das haben wir
bereits als Kinder gewusst, als der Eiserne Vorhang noch blickdicht
war.
Viele weitere Vorurteile und Klischees werden bestätigt, was auf
die deutsche Leserschaft irgendwie beruhigend und befriedigend wirkt.
Ob die Russen selbst darüber lachen können, das weiß
noch keiner, denn in russischer Sprache ist der "Taiga Blues"
bisher noch nicht erschienen.
Wer von denen allerdings einen Sinn für Selbstironie hat, der kugelt
sich ebenfalls bei einem großen Teil der Kurzgeschichten, Satiren,
Anekdoten und Märchen vor Lachen, wird aber von anderen wieder
nachdenklich oder sogar melancholisch gestimmt.
Obwohl Ikonnikow
einfühlsam erzählt und wohl seinem Land keineswegs durch kritische
Äußerungen die kalte Schulter zeigen will, weist er offen
und ehrlich auf Missstände hin, um die sich bis heute keine Regierung
kümmert. An einem russischen Unabhängigkeitstag könnte
man feiern, dass der Bürger dem Staat schnuppe ist und andersrum.
Moderne westliche Verhaltensweisen übernimmt man in Russland bereits
seit einiger Zeit. Als Beispiel wäre der Umgang mit alten Menschen
zu nennen, die nur noch eine Last für die Bevölkerung sind
und hoffentlich bald Platz machen.
Nicht nur politische
und wirtschaftliche Themen werden angeschnitten, auch vor der Kirche
oder vor Tabuthemen wie Homosexualität wird kein Halt gemacht.
Diese Vielseitigkeit macht die sechs Kapitel so vielseitig und interessant.
Am Ende des "Taiga Blues" kennt man Sowchosen und Kolchosen,
Dörfer und Kleinstädte in ganz Russland und hat sich mit zahlreichen
-witschs und -nytschs angefreundet, mit denen man vielleicht gerne mal
ein Glas Wodka kippen würde, nur um die russische Seele noch ein
Stück besser zu verstehen.
Eva-Maria Vogel
Textauszug:
"Die sogenannte russische Seele besteht aus vier Komponenten: dem russischen Kreuz, der russischen Sprache, dem Wodka und dem Glück im Leid. Beginnen wir mit dem russischen Kreuz: Vom Norden her kamen die finno-ugrischen Stämme, die außer Jagen und Fischen gerne Krieg führten. Das ist unser Ursprung. Vom Osten her kamen die Tataren, ein mongolisches Volk. Da reitet also ein Tatare auf seinem Pferd und singt. Er singt über das, was er sieht. Da hast du die russische Literatur! Turgenew, Dostojewski, Bulgakow- alles Tataren! [...] Vom Süden her gaben uns Byzanz und Griechenland die Religion und die Schrift. Vom Westen entlehnte Peter der Große manches aus der europäischen Kultur. Was aus diesem Kreuz geworden ist, kriegt man ohne Wodka nicht heraus. Dann die Sprache. Wodurch unterscheiden sich die Juden von den Arabern? Genau das ist der Unterschied zwischen uns und den anderen Slawen. Dann der Wodka. Im Vergleich mit Wein oder Bier ist Wodka wesentlich agressiver, obwohl, das stimmt nicht...Wenn meine Schwester und ich zwei Kästen Bier getrunken haben, geraten wir uns auch in die Haare. Aber zum Alkoholismus führt der Wodka in jedem Fall schneller."
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Danke.
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