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Harald Hursts Bücher gehen im Badischen und sogar im Schwäbischen weg wie warme Semmeln, seine Lesungen sind meist ausverkauft, die Zuschauer klatschen nach Zugaben - ein in der Literatur seltenes Phänomen.
Gerade ist ein neues Buch - sein sechstes - erschienen. Was aber macht das Phänomen Harald Hurst aus? Weshalb ist er quer durch alle Bildungsschichten populär? Weshalb ist sein "Strickmuster" immer wieder originell?
Das "Strickmuster" ergibt sich aus der genauen Beobachtung der Mitmenschen, die zwar badisch reden und denken, aber irgendwie urdeutsch sind. "G'mütlich sitze" z.B. ist eine Geschichte, in der endlich das unübersetzbare Wort "gemütlich" erklärt wird: "Es isch, oberflächlich g'sehe, so e Art laute Besinnlichkeit im g'sellige Kreis." Das kann natürlich ausarten, vor allem im Ausland, wenn sich Landsleute treffen.
Manche Situationen sind, genau betrachtet, reine Slapstick-Situationen. Etwa wenn an einem Morgen alles schiefläuft, wenn die Zuckertüte bricht und der Kaffeefilter, wenn die Kaffeetasse herunterfällt und die Zigaretten beim Bücken in die Lache fallen. Wären Hursts Geschichten aber nur reine Slapstick-Stories, so wären sie nicht nur keine Literatur, seine "Fangemeinde" würde ihn nach ein paar Büchern, nach ein paar Lesungen satt haben. Es ist wie bei den Filmen von Charlie Chaplin: hinter der Komik steckt mehr, da steckt Gesellschaftskritik, Entlarvung, Selbstironie, Melancholie. Harald Hursts Typen sind die Jedermänner und Jederfrauen, und sie sind sympatisch-ätzend. Jene Stammtischbrüder etwa, die sich mit allen denkbaren Vorurteilen über die im Dorf angesiedelten Neger auslassen. Oder jener "deutsche Prolet" im Ausland, den jeder kennt. Die Leser/ Hörer distanzieren sich unwillkürlich von den Figuren, sie kommen ihen aber sehr vertraut vor und sie entdecken sich selbst zumindest ein ganz klein wenig wieder. Keinesfalls kommt es dann zu einer Abwehrhaltung; es geschieht vielmehr eine "Identifikation mit dem Aggressor". Negativ formuliert, sind Hursts Typen gerade so widerwärtig, daß der Leser sie noch sympathisch finden kann. Und solche Typen findet man eben überall: in der Kneipe, im Kaufhaus, der Fischverkäufer, die linksintel-lektuellen Alt-68er, Leute in der Midlife-Crisis. Der Leser wird zur Identifikation ermuntert, aber nur bis zu einem bestimmten Punkt - ein wesentliches Element beim "Strickmuster".
Auch wenn Harald Hursts "Strickmuster" seit sechs Büchern das gleiche ist: seine Kreativität zeigt sich im sprachlichen Bereich. Nicht nur, daß er wohl der einzige badische Autor ist, der die Mundart literaturfähig gemacht hat, ihm gelingen auch Kombinationen und Definitionen die verblüffen, etwa die oben zitierte von "g'mütlich sitze". Klar, die Mundart ist es, die vielfach für sprachliche Innovationen sorgt, die mehr zuläßt als die Hochsprache. Und Harald Hursts Sprache ist nicht die eines "Mundart-Heimatdichters", sondern die eines Zeitge-nossen: "Don't worry, be happy: mache Se sich/ kai Gedanke/ mache Se lieber/ was Nettes/ es bissl/ jogging/ fucking/ fun/ vor allem/ lese Se nix Fettes." Der Tonfall ist stets der typische Hurst'sche: schnoddrig, und doch gescheit, hinterfotzig und augenzwinkernd.
Der badische Dialekt ist übrigens ein gemäßigter und somit für "Auswärtige" gut verständlich. Matthias Kehle
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Danke.
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