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Als die norwegische Krimiautorin Anne Holt im letzten Jahr hierzulande eine Lesereise absolvierte, verdüsterte sich an manchen Abenden ihr Gesicht. Dann nämlich, wenn jemand aus dem Publikum folgende Frage stellte: Warum sie denn als Frau eine Frau als Heldin erwählt habe. Diese Frage war nicht so harmlos gemeint, wie sie klingt: Denn Anne Holts Kommissarin Hanne Wilhelmsen ist eine Frau, die mit einer Frau zusammen lebt, sich Tisch und Bett mit ihr teilt. Und das ließ die eigentliche Frage mitschwingen: Sind Sie, Frau Holt, vielleicht selbst . . .
Anne Holt hat es in all den Jahren ihrer Karriere vorgezogen, über ihr Privatleben zu schweigen und gerade deswegen Interesse und zuweilen unangenehme Neugier geweckt. Zuletzt, als sie ihr Zusammenleben mit der Verlegerin Tine Kjaer amtlich eintragen ließ. Weiter gab sie dazu keinen Kommentar - und wurde von Teilen der homosexuellen Community Skandinaviens dafür heftig attackiert.
Das Private und das Öffentliche ist daher nicht zufällig das eigentliche Thema von Anne Holts Kriminalromanen - so, wie es in jedem guten Krimi nie um den reinen Mord und den puren Totschlag an sich geht, sondern um ein gesellschaftliches Thema dahinter. "Selig sind die Dürstenden" hieß nach "Blinde Göttin" ihr zweiter Roman um einen serial killer, der im Hintergrund ein zweites Thema behandelte: Kann es sich eine aufstrebende Polizistin leisten, ihr privates Leben jenseits der obilgaten, heterosexuellen Kleinfamilie zu offenbaren? Am Ende wird sie den Mörder stellen und - nach langen, inneren Kämpfen - zunächst ihren Lieblingskollegen Billy T. aus dem Osloer Polizeirevier zu sich nach Hause zum Essen einladen; mitsamt dessen vier von unterschiedlichen Frauen abstammenden Kindern. Nun also der fünfte Roman mit Hanne Wilhelmsen im Focus des Geschehens und einem nicht minder biblischen Motto als Titel: "Das achte Gebot" - mithin: Du sollst kein falsches Zeugnis reden.
Alles beginnt gewohnt rabiat, mit einem ertrinkenden Mann im Fjord und einer Frau ohne Kopf. Zu dieser wird Hanne Wilhelmsen gerufen und muss feststellen, dass es einen Augenzeugen gibt: Den Mann, der Ermordeten, der mit blutbesudelter Kleidung neben der Leiche seiner Frau auf einem Stuhl sitzt. Wilhelmsen kennt diesen Mann gut; sehr gut sogar: Es ist Oberstaatsanwalt Sigurd Halvorsrud. Halvorsrud kann so gleich den Namen des Mörders benennen: Einen vor Jahren ins Trudeln geratenen Geschäftsmann, der nicht wieder Fuß gefasst hat. Doch ist dieser anscheinend selbst tot, ertrunken im Oslofjord.
Verwirrt dieser Fall
samt seines Tatverdächtigen die Kommissarin, bahnt sich bei ihr daheim
zusätzlich eine Katastrophe an: Ihre Gefährtin Cecilie fühlt
sich seit längerem kränklich. Eine ärztliche Untersuchung
offenbart Schreckliches: Ihre Diagnose ist nicht schlecht, sie ist schlicht
hoffnungslos.
Was soll Hanne Wilhelmsen tun? Sie, die so aufgeht in ihrer Arbeit, die
nach einem schier endlosen Arbeitstag noch in Lederjacke gekleidet aufs
Bett fällt, übermüdet, am Rande ihrer Kräfte, Alltag
für sie. Sie inmitten ihrer Kollegen, die sie drängen, den Fall
abzugeben, und um deren jeweils eigenes Privatleben es ebenfalls nicht
immer zum besten steht.
Anne Holt bietet uns so einen Roman der Extraklasse. Es ist ein Buch,
das einen am Ende weniger aufgrund der wie immer spannenden Kriminalgeschichte
gefangen nimmt, sondern ob des menschlichen Dramas einer Frau, der das,
was ihr Leben ausmacht, unter den Fingern zerrinnt. Holt schildert dieses
so dicht wie distanziert und verstärkt so das klaustrophobische Gefühl,
dass jeder Schritt, den die Heldin unternimmt, der falsche sein wird.
Am Ende bleibt eine hilflose Kommissarin zurück. Der Fall ist gelöst,
das Leben geht nicht weiter.
Nur wer Norwegisch kann, kann im sechsten Wilhelmsen-Roman verfolgen,
was nun geschieht. Wir anderen müssen warten.
Textauszug:
"Die
Gewißheit, dass er nur noch Sekunden zu leben hatte, ließ
ihn endlich im Salzwasser die Augen schließen. Beim Sturz vom hohen
Brückengewölbe hatte er zwar einen Moment lang Furcht gehabt,
doch der Aufprall auf den Fjord hatte nicht wehgetan. Er nahm an, dass
er sich beide Arme gebrochen hatte. Seine Hände leuchteten in dem
fremden Winkel grauweiß."
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Danke.
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