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Mit
"Nebelriss" präsentierte der deutsche Autor
Markolf Hoffmann den ersten Band seiner Tetralogie "Das Zeitalter der Wandlung".
In der "Flammenbucht" der Insel Fareghi geht die spannende Geschichte weiter,
die durch lebensechte Charaktere mit nachvollziehbaren Motivationen und die
Sprachgewandtheit des Autors glänzen kann. Freunde von George R. R. Martin und
seinem "Lied von Eis und Feuer" werden den recht ähnlichen Stil der komplexen
Geschichte mit ihren zahlreichen Charakteren schätzen.
Das Zeitalter der Wandlung
Die Welt Gharax wird im Norden von mehreren Königreichen, unter ihnen das
Großreich Arphat, beherrscht, während im Süden das Kaiserreich Sithar sich in
jahrhundertelangen Konflikten immer wieder der Herrschaftsansprüche Arphats
erwehren musste. Doch diese kleinlichen Konflikte verblassen angesichts der
Bedrohung durch die Goldéi, eine in Magie und Kriegskunst fortschrittliche
Rasse, deren Überlegenheit so groß ist, dass sich ihnen sogar der stolze König
Eshandrom von Kathyga unterworfen hat.
Das Ziel der Goldéi scheint nicht Reichtum oder weltliche Macht zu sein, denn
sie erobern gezielt die Quellen der Magie, die einst von dem legendären Zauberer
Durta Slargin gebändigt und nutzbar gemacht wurden. Diese sorgen für Regen, gute
Ernte, lenken Meeresströme und ermöglichen alle bekannten Formen der Magie auf
Gharax. Der Magierschüler Laghanos gerät in die Hände der Goldéi, die sein
Gesicht mit einer goldenen Maske verunstalten, die ihm Schmerzen bereitet, aber
auch eine ihm selbst noch nicht vollständig bekannte Macht über die Quellen
gibt. Zwar wird er befreit, aber er gerät über die zersplitterten Magierlogen,
die ihm weniger helfen denn sich seine Macht zunutze machen wollen, in die Hände
einer Sekte, die "Mondschlund", einen als Blender und Verräter verschrienen
ehemaligen Weggefährten Durta Slargins, verehrt.
Währendessen gelingt es Fürst Baniter Geneder, den schwachen Kaiser Akendor zu
einem Bündnis mit Arphat gegen diese seltsamen Wesen zu überreden. Was weder der
Kaiser noch der "Silberne Kreis", sein Thronrat bestehend aus den Fürsten
Sithars, der die wahre Regierungsmacht darstellt, wissen, ist dass Baniter
Königin Inthara von Arphat eine Hochzeit mit Akendor und damit eine Vereinigung
beider Reiche schmackhaft gemacht hat. Doch während Baniter in Arphat seine
nicht uneigennützigen Ränke spinnt, die zudem von Erfolg gekrönt scheinen,
ändert sich in Sithar die Lage dramatisch: Kaiser Akendor wird ironischerweise
infolge eines Nebenaspekts von Baniters Plan abgesetzt und für tot erklärt,
obwohl er in Wahrheit aus dem Kerker entkommen kann. Sein Sohn Uliman wird aus
Troublinien zurückgeholt und neuer Kaiser von Sithar. Doch dieser lässt sich
nicht so leicht vom "Silbernen Kreis" bevormunden, schlimmer noch, er wurde in
der Magie ausgebildet und steht unter dem Einfluss der Magier.
Während es in Sithar zu Glaubenskriegen kommt und Nhordukael als Hohepriester
der Aufständigen erfolgreich die Macht der nun gespaltenen Kirche des Tathril
zerschlägt und auch dem kaiserlichen Heer Verluste zufügt, setzen die Goldéi
ihren Eroberungsfeldzug fort und erobern Städte in Arphat.
An ganz anderer Stelle erkunden der troublinische Großmerkant Aelarian Truarc
und sein Diener Cornbrunn die Lage: Der Leuchtturm von Fareghi, ebenfalls eine
Quelle der Magie, ist unter die Kontrolle von Goldéi-Verbündeten geraten. Ohne
ihn kann das Silbermeer nicht sicher befahren werden – eine Katastrophe für die
gesamte Menschheit. Doch die beiden finden die Hintergründe der Invasion der
Goldéi heraus und geraten unter den Einfluss von Mondschlund …
Komplex, aber leider auch verzettelt
Markolf Hoffmanns Markenzeichen ist seine sprachliche Finesse. Seine Figuren
werden bereits durch ihre Sprachweise treffend charakterisiert; so merkt man
Fürst Baniter seine Gerissenheit an, nicht umsonst wird er der "Luchs von Ganata"
genannt, während sich Laghanos Zweifel und Furcht sowie seine jugendliche
Unerfahrenheit in diesem großen Ränkespiel auch in seinen Worten niederschlagen.
Dabei verfällt er nicht in die bombastische und künstliche Phrasendrescherei,
die man so oft als Wortgewandtheit verkauft bekommt.
Die Geschichte ist sehr komplex, es gibt zahllose Charaktere anstelle einer
einzelnen dominanten Hauptfigur. Dies erinnert stark an George R. R. Martin, der
einen ähnlichen Ansatz für sein "Lied von Eis und Feuer" wählte. Dieser Ansatz
gewährleistet glaubhafte, lebensechte Figuren und eine weniger märchenhafte,
sondern real erscheinende Handlung.
Doch leider hat diese Methode er auch einen Nachteil, der sich in "Flammenbucht"
leider bemerkbar macht: Die Handlung ist so komplex, dass sie nur schleppend
vorankommt, die häufigen Orts- und Personenwechsel sorgen zwar für Abwechslung,
aber die Einflechtung neuer Handlungsstränge, die oft in keinen Zusammenhang zu
den Ereignissen zu stehen scheinen, kann verwirren und stören. Zumal mir die
Nebenhandlung um die blonde Meuchlerin und Leibwächterin Ashnada nicht gerade
gefiel, sie war geradezu trivial, ein Gegensatz zu der sonst so ausgefeilten
Welt. Ebenso ist der eher hilflose Laghanos bedingt durch diese Hilflosigkeit
ein echter Langweiler; dabei kann man davon ausgehen, dass er in Zukunft eine
der wichtigsten Figuren sein wird – in diesem Buch kommt er nur selten zum Zug.
Während die Handlung im Kaiserreich nach wie vor auf hohem Niveau bleibt, wird
mit den so genannten "Südseglern" - einem Haufen in seltsamen Reimen redender
Seefahrer, die einen vermuteten Südkontinent suchen - ein neuer Handlungsstrang
eröffnet, über dessen Bedeutung man leider nur spekulieren kann. Hier lässt sich
Hoffmann leider auf eine klischeehafte Mystifizierung durch Geheimnistuerei und
die erwähnten lächerlichen Reime ein, ein geradezu fantasytypisches Klischee,
das in meinen Augen eher eine ideenlose Lösung darstellt. Warum hat er sich
diese Südsegler nicht einfach erspart, denn wirklich aktiv werden sie in diesem
Buch ohnehin nicht, und ihr gesamtes künstliches Gehabe wäre überflüssig
geworden.
Gelungen hingegen ist das Duo Aelarian Truarc und Cornbrunn. Der Großmerkant und
sein Diener bringen den nötigen Humor in die Handlung, der in "Nebelriss"
fehlte. Ihre beiden Kieselfresser Grimm und Knauf entwickeln sich mitsamt ihren
Herrchen zu echten Sympathieträgern. Sie bringen auch Licht in die dunklen
Hintergründe der Goldéi-Invasion und lösen so manches Geheimnis auf. Doch leider
wird die Geschichte von Durta Slargin und Mondschlund sowie der Verbindung zu
den Goldéi etwas platt erzählt – eben einfach nur nacherzählt anstelle von
erfahren.
Erwähnenswert ist ein im Prolog der Geschichte erwähnter Leitgedanke: Ist jede
Stadt, die von Menschenhand errichtet wurde, dem Untergang geweiht? Diesen
Gedanken verfolgt Hoffmann durch die Geschichte anhand legendärer Städte, über
die das Unglück durch ihre eigenen Bewohner heraufbeschworen wurde – ein
Schicksal, das einige große Städte Arphats und Sithars in diesem Buch teilen
werden. Ein Gedanke, der im weiteren Handlungsverlauf auch hinsichtlich der
Goldéi-Invasion eine tragische Wahrheit darstellt …
Fazit: "Flammenbucht" kann mit sprachlicher Gewandtheit, starken
Charakteren, einer faszinierenden, komplexen Story und Welt weit abseits
bekannter Klischees glänzen. Im Gegensatz zu "Nebelriss" kommt auch der Humor
nicht zu kurz. Leider hat sich Hoffmann mit den vielen Handlungssträngen
verzettelt, dafür kamen wichtige zu kurz. Die Handlung wird immer komplexer und
vielschichtiger, doch sie tritt leider auch auf der Stelle. Aber die Geschichte
ist einfach zu gut, um lange darüber zu hadern. Auch dieses Buch endet wie
bereits "Nebelriss" mit einem Cliffhanger; der Folgeband "Schattenbruch" wird
vermutlich in zwei Bände aufgeteilt und schließt die Saga somit als Tetralogie
ab. Wer G. R. R. Martin liebt, wird auch Markolf Hoffmanns "Zeitalter der
Wandlung" schätzen.
Auf der
Homepage von Markolf Hoffmann kann man
Probekapitel von "Nebelriss" und "Flammenbucht" lesen, ebenso findet man weitere
Informationen über die Welt Gharax und den Autor selbst.
Michael Birke [29.05.2005]
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Danke.
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