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Unterhaltsame Anekdotensammlung – Jakob Heins „Mein erstes T-Shirt“
Die DDR ist kult. Honecker mehr Popstar als Politbürochef. Zumindest für die, die es so wollen. Ob sie’s nun selbst erlebt haben oder nicht. Denn wer denkt auf einer Ostalgie-Party schon gern an Unterdrückung und Verfolgung. Dann doch lieber an die verbotene Platte, die man beim illegalen Straßenhändler mit einem Gefühl quälender Angst im Bauch erstanden hat. Oder daran, wie das war, heimlich Westfernsehen zu gucken. Bereits Thomas Brussigs Romane „Helden wie wir“ und „Am kürzeren Ende der Sonnenallee“ und deren erfolgreiche Verfilmungen haben gezeigt, wie leicht sich ein Staat, der 40 Jahre bitterböse Realität war, einschließlich seines Alltagslebens zum Kult verklären lässt. Jakob Heins „Mein erstes T-Shirt“ schwimmt auf der selben Welle mit. Die letzten Jahre der DDR werden aus der Sicht eines kleinen Jungen beschrieben, der davon träumt mit seinen Kumpels zur Haribo-Fabrik in den Westen zu fahren, während ein Armeeoffizier den Schülern „Tipps und Tricks zum Verhalten beim Atomkrieg“ einhämmert. Der sich lieber an Vorbilder wie „Fuzzy“ aus „Western von gestern“ hält als an die Helden des Staatsbürgerkundeunterrichts. Die Perspektive des Kindes stellt sich für Heins Versuch, die Realität der DDR als „ganz normalen Wahnsinn“ darzustellen, als äußerst gewinnbringend heraus. Für ein Kind wirkt das Tun der Erwachsen mitunter wie absurdes Theater, kann der für die Eltern schwer zu bewältigende Alltag Quelle endloser Belustigung sein. Auch Ideologie wird leicht zur Ironie. Etwa wenn es heißt, dass Schüler den Sozialismus gefährden, wenn sie keine Hausaufgaben machen und Comics lesen. Oder wenn die Summe der wöchentlichen Briefe für den Weltfrieden an den Präsidenten der USA schon bald die Zahl aller jemals an die eigene Oma geschriebenen Briefe übersteigt. Jakob Heins gleichnamiger Ich-Erzähler ist ein Kind, das es im Sozialismus schwer hat, weil Sport eine überdimensionale Rolle spielt. „Gut konnte ich immer nur die Sachen, für die es keine Zensuren gab. Ich konnte gut ,flanken, flanken’ brüllen, wäh-rend ich auf dem Posten des linken Außenverteidigers ver-schimmelte und jeder einzelne der Mannschaft hoffte, dass der Ball nie über links kam.“ Mit dem Humor des Verlierers und ei-ner himmelschreienden Naivität schlägt er sich durch die Schulzeit, bis die Pubertät seine Sicht auf die Welt grundsätzlich verändert. „Ich begann Menschen verbal zu attackieren, die für meine Kleidung, Nahrung und Behausung sorgten und mir darüber hinaus ein üppiges Taschengeld zur Verfügung stellten. Und das alles ohne jede Gegenleistung.“ Nach ersten Erfahrungen mit Mixgetränken, von denen es nur die Sorten Cola-Weinbrand, Cola-Wodka, Gin-Tonic und „Grüne Wiese“ gab, erlebt der Erzähler erste sexuelle Abenteuer mit der Ex-Freundin seines Freundes. Schon bald beendet der Mauerfall eine Kindheit und Jugend in einem Staat, der für den unpolitischen und etwas einfältigen Jungen viel von einer überschaubaren Idylle hatte. Abgesehen von solchen übertriebenen Verklärungen, die Heins Text mit vielen Kindheitsromanen gemeinsam hat, liest er sich dank eines unaufdringlichen, klaren Stils erstaunlich flüssig. Zu einem Roman fehlt ihm jedoch ein die Episoden zusammenhaltender Handlungsfaden. Trotzdem folgt man der unterhaltsamen Detailfülle der Anekdoten bis zum Schuss und hofft, dass Hein seine ironisierenden Betrachtungen irgendwann auf die kapitalistische Nachwendezeit ausdehnt. „Ich merkte, dass Geld, sogar echtes Westgeld, nie im Mittelpunkt meines Interesses stehen würde, und ging auf die Suche nach neuen Lebenszielen in der Wunderwelt des Kapitalismus.“Bücher neu und gebraucht bei amazon.de |
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