Seamus Heaney
Die Wasserwaage
Lyrik. Carl Hanser Verlag, 144 Seiten. ISBN: 3-446-19297-2
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Als der Ire Seamus Heaney vor drei Jahren den Nobelpreis für Literatur
erhielt, kannte ihn nur das kleine Häuflein der unverdrossenen Lyrikleser.
Inzwischen gehört sein Name zum festen Bestand der Gegenwartsliteratur.
Im Hanser-Verlag, der Heaneys Werk in deutschen Übertragungen vorlegt,
ist nun auch die im Original 1996 publizierte Sammlung "Die Wasserwaage"
erschienen - in einer zweisprachigen Ausgabe dankenswerterweise, die dem
Leser die Möglichkeit gibt, auf den Klang und Rhythmus der Original-Gedichte
zu hören und auch eigene Übersetzungsvorschläge zu machen.
Neben kürzeren Texten findet sich in "Die Wasserwaage"
auch wieder eine Reihe der für Heaney typischen Langgedichte und Textzyklen.
Im Wechsel zwischen gereimten und reimlosen Strophen spricht der Autor
darin zupackend, sinnlich, bilderreich vor allem über das Leben in
(irischen) Landschaften, über Kindheit, Begegnungen, das Schreiben
- und immer wieder über Erinnerung. Das kürzeste der Gedichte,
mit dem Titel "Der Strand", lautet schlicht: "Die Strichelspur
von Vaters Eschenstock / Auf dem Strand von Sandymount / Ist gleichfalls
etwas, was die Flut nicht tilgt."
Nicht alle von Heanyes Gedichten sind so leicht zugänglich.
Manchmal ist schon einige "Textarbeit" zur Annäherung nötig,
und die sparsamen Kommentare der Übersetzer lassen einige Fragen offen.
Belohnt wird der Geduldige freilich allemal: Das Gedicht, heißt es
an einer Stelle, gleiche einer "Pflugschar, die die Zeit / Wendet und
hebt." Matthias Kußmann
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