Peter F. Hamilton

Fehlfunktion (Armageddon 2)

SF. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach. 846 Seiten. ISBN: 3-404-23222-4

John Malkovich's Sternenoper
Peter F.  Hamilton: Fehlfunktion (Armageddon 2)

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John Malkovich's Sternenoper

Der 2. Band im 6 Bände umfassenden Armageddon-Zyklus des Engländers Hamilton ist wieder eine gelungene Space Opera. Allerdings hat der Schluss viel Ähnlichkeit mit Battletech-Romanen.

Handlung

Nach dem Ausbruch des "Energievirus" auf der Kolonistenwelt Lalonde stellt die Lalonde-Entwicklungsgesellschaft (LEG) aufgrund eines erschreckenden Reporterberichts eine Söldnerflotte auf, die die Gefahr beseitigen, wenn nicht sogar beseitigen soll. Zunächst geht man davon aus, dass die Kolonisten "sequestriert" worden seien, dass also ihr bewusstsein übernommen wurde. Das ist nicht zutreffend, wie gefangene Lalonder zeigen: Sie sind von den ehemaligen Geistern der Toten besessen, die aus dem Jenseits zurückgekehrt sind. Die Rückkehr hat offenbar ein Fremdwesen ermöglicht. Den Besessenen liegt daran, möglichst viele Menschen zu übernehmen, damit den toten geistern ein neuer Körper zur Verfügung steht.

Eine widersprüchliche Information versetzt hingegen die Edeniten in Aufregung: Der abtrünnige Edenit Laton soll Lalonde in seiner Macht haben und auf eine andere Welt übergewechselt haben. Wahr ist zumindest, dass Laton ein anderes Habitat besucht hat, doch dort hat er die Besessenen, die von Lalonde entkommen sind, vernichtet. Der Abtrünnige ist also auf die Seite der Edeniten gewechselt.

Auch Joshua Calvert, die Hauptfigur des Zyklus, befindet sich in der Söldnerflotte; eigentlich nur, um ein Geschäft zu machen. Das ist aber leider nicht durchführbar. Er setzt einen Landetrupp mit der Reporterin Kelly ab und muss zusehen, dass er aus dem Lalonde-Orbit verschwindet. Leichter gesagt als getan: Die besessenen haben die Landefähren der Söldner erobert und machen sich daran, die Raumschiffe selbst zu übernehmen.

Zu diesem kritischen Zeitpunkt trifft die Navy der Konföderation ein. Sie nimmt zwar Joshuas Schiff in Arrest, doch sofort werden die Schlachtschiffe von übernommenen Söldnerschiffen angegriffen. Nach einer verlustreichen Raumschlacht muss sich die Navy zurückziehen und verlässt das System. Auch Joshua macht sich aus dem Staub, verfolgt von zwei Söldnerschiffen, die es auf ihn abgesehen haben.

Der spannende Rest der Handlung soll hier nicht verraten werden. Aber es gibt zahlreiche verblüffende und faszinierende Momente, so etwa Joshuas Husarenstücke, aber auch das Treffen mit den Tyrathca-Aliens auf Lalonde. Schließlich folgt noch das obligatorische Rennen gegen die Zeit, um 29 Kinder von Lalonde zu retten. Hier kommen Battletech-Spezialeffekte en gros zum Einsatz.

Eindrücke

Im Mittelpunkt dieses zweiten Bandes steht das Konzept der Besessenen. Zuvor wusste der Leser ja nicht, worauf die Gefahr für die Menschheit beruht. Doch die Übernahme von lebenden Menschen durch die Geister von Toten ist denkbar gruselig. Es erinnert an die Idee hinter dem Film "Being John Malkovich": Der Körper ist nur ein Gefäß für ein oder mehrere Seelen.

Dass diese Übernahme häufig schmerzhaft und ungerecht ist, aber manchmal auch ein freundliches Gesicht vorweisen kann, belegt der Fall von Shaun Wallace, dem die Reporterin Kelly auf Lalande begegnet. Shaun ist körperlich ein Holzfällertyp, stammt aber aus dem Nordirland Anfang des 20. Jahrhundert (1916 erkämpfte die Republik Irland ihre Unabhängigkeit). Er hat es ausnahmsweise nicht auf die Übernahme von Kellys Seele abgesehen und verbreitet vielmehr einen goldigen Charme.

Und die Besessenheit muss nicht endgültig sein. Quinn Dexter etwa, der Anführer der ursprünglichen Rebellen und eines der ersten Opfer des Fremdwesens, wurde übernommen, kann sich aber auf dem idyllischen Planeten Norfolk, der von denen Besessenen erobert wird, aus der Gefangenschaft seiner Seele befreien. Für die armen Norfolker darf man das Schlimmste befürchten.

Der Titel "(Realitäts-) Fehlfunktion" rührt aus den Aufzeichnungen der Laymil-Aliens im Tranquility-Sektor her. Die verschwundenen Laymil hatten Ruinen hinterlassen, in denen u.a. Joshua Calvert nach Schätzen suchte – und fündig geworden war. Sein Fundstück ist nunmehr entschlüsselt: Die Laymils erzählen vom Auftauchen einer Realitätsstörung. Möglicherweise handelt es sich um das gleiche Phänomen wie auf Lalonde, mehrere tausend Jahre später. Der Autor wird uns hoffentlich noch mehr darüber verraten. Denn dies könnte der einzige Weg sein, um die Bedrohung, der sich die gesamte Menschheit gegenübersieht, abzuwenden.

Ach ja: Auch Dr. Alkad Mzu, die 60 Jahre auf Tranqulity unter Hausarrest stand, gelingt die Flucht: eine der spektakulärsten und witzigsten Szenen des gesamten Buches. Hier sehen die trainierten und hochgerüsteten Geheimdienstler gar nicht gut aus.

Fazit

"Fehlfunktion" ist ein komplexer Roman voller Spannung und Action, der an sehr vielen Schauplätzen spielt. Diese eher vordergründigen Effekte halten sich die Waage mit mehreren eingehenden Personenporträts, die durchaus ebenfalls interessant sind. Da sind junge, soeben schwanger gewordene Erbinnen, entschlossene Administratorinnen, junge Nachfolger voll Hass auf ihren Erzeuger und viele andere, meist junge Figuren, die das ebenfalls überwiegend jugendliche Publikum interessieren dürften.

Auch der nächste Band dürfte noch keine Abwendung der Invasion durch die Toten, geschweige denn die Lösung des Problems bringen. Es bleibt also spannend.

Die Übersetzung lässt durchaus zu wünschen übrig: Stellenweise war der Übersetzer faul, eine deutsche Entsprechung zu suchen, z.B. zu dem englischen Begriff "rationale" (Argumentation, Gedankengang).

Michael Matzer © 2001ff

Info: The reality dysfunction, Part 2, 1996; Bastei-Lübbe Nr.23222, Bergisch Gladbach, 2000; "nur" 846 Seiten, DM 18,90, aus dem US-Englischen übertragen von Axel Merz

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