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Arnon Grünberg

Phantomschmerz

Roman. Diogenes, Zürich. 383 Seiten. 22.90 EUR . ISBN: 3-257-06375-X

Grandios coole Sprüche – und nix dahinter

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Harpo Saul Mehlmann, Ich-Erzähler der Rahmenhandlung von Phantomschmerz schreibt über seinen Vater, Robert G. Mehlmann, dessen Ehefrau und zahlreiche Affären, sowie über dessen Vater, Aron Mehlmann.

„Mein Vater arbeitete an seinem Opus magnum, meine Mutter in einer Tagesklinik für psychisch Gestörte. Ihr berühmtester Patient war ein Mann, der mit der Wand redete, in der Annahme, dem Geheimdienst auf diesem Wege Nachrichten zu übermitteln. Als der Geheimdienst nicht auf seine Berichte einging, wurde er destruktiv. So landete er bei meiner Mutter. Über diesen Mann hat sie promoviert. Dank meiner Mutter erkannte er, dass er zwanzig Jahre lang umsonst mit einer Wand geredet hatte. Diese Erkenntnis war zuviel für ihn, und er stürzte sich in einen Fahrstuhlschacht. Das war ein Wermutstropfen in der Promotionsfeier meiner Mutter, schließlich war er dort als Ehrengast geladen geworden.“

Da Robert G. Mehlmann selbst Schriftsteller ist, kommt auch er im zweiten Teil des Buchs als Ich-Erzähler zu Wort: Auch er schreibt über sich, seine Ehefrau, seine zahlreichen Affären, sowie über seinen Vater, Aron Mehlmann. Weiterhin schreibt er über seine Bücher, wie sie zustande gekommen sind, und darüber, wie man auch als mittelloser Schriftsteller Spaß am Leben haben kann. Aber ach: Trotz allem Lebenskünstlertum ist das Ende des Liedes ein trauriges und muss daher wieder von Mehlmann junior gesungen werden.
So ziemlich alle im Buch Mitwirkenden haben ein gewaltiges Rad ab, und es wimmelt vor coolen Sprüchen.

„Ich wischte mir die Hände an der Schürze ab und überlegte mir, was ich als nächstes sagen sollte. Doch wenn man zu lange über den nächsten Satz nachdenkt, kommt gar nichts mehr heraus; eh man sich’s versieht, ist das Leben vorbei, und man hat nichts gesagt.“

Manche dieser Sprüche sind wahre Perlen zum Zitieren, andere voll tiefer Weisheit, wieder andere bloßer Klamauk.

„‘Sie wissen, wie die Verlage sind, die schieben ihr Geld hin und her, bis sie nicht mehr wissen, wo es ist. Alle kommen vorher dran und erst ganz am Schluss irgendwann die Autoren. Und wissen Sie, warum? Weil die Leute immer noch denken, dass Armut zu besserer Kunst führt – Wahnsinn, aber das denken sie. Wenn man behauptet, Aderlassen helfe gegen Krebs, erklären sie einen für verrückt, aber behauptet man, Reichtum sei schlecht für die Kunst, dann nicken alle zustimmend.’“

Irgendwie wird man allerdings beim Lesen das Gefühl nicht los, dass man derlei irgendwo schon mal gelesen habe. Woody Allen, Kinky Friedman?

„Rebecca schaute schlaftrunken vor sich hin. Plötzlich tat es mir leid, dass ich den Fotoapparat in der Limousine vergessen hatte. Frauen sind am schönsten, wenn sie gerade aus dem Bett kommen. Männer vielleicht auch.“

Auf alle Fälle stellen sich im Laufe der Lektüre gewisse Ermüdungserscheinungen ein. Die coolsten Sprüche nützen sich irgendwann ab, wenn es lediglich um die Coolness um der Coolness willen geht und nichts dahinter steckt; das Lachen wird nach und nach leiser.
Das Buch von Arnon Grünberg ist also ganz witzig.
Und was weiter?
Nix weiter.
Schade.