Dieses Buch Freunden weiterempfehlen.
Dieses Buch kaufen bei Amazon.de
Buy John Grisham: Die Bruderschaft at Amazon.com (USA)
Weitere Buchbesprechungen bei Amazon.de.
"Attr. Mann, weiß, Mitte 20, sucht Brieffreundschaft mit liebevollem, diskretem Herrn, Anf. 40 bis Ende 50." Das ist die Grundidee zu John Grishams Buch "Die Bruderschaft".
Gekonnt strickt er dazu zwei Geschichten, die anfangs ohne gegenseitige Berührung, Kapitel um Kapitel alternierend, den Leser in zwei Szenarien hineinführen.
Das erste, zunächst wenig spektakulär, bilden die Insassen eines amerikanischen Bundesgefängnisses, genauer drei ehemalige Richter, die wegen unterschiedlicher Delikte neben anderen Wirtschaftskriminellen ihre mehrjährigen Haftstrafen verbüßen.
Spicer, Yarber und Beech, die von Grisham in seinem Roman überflüssigerweise mehrfach stereotyp mit denselben Worten charakterisiert werden, bringen etwas Stil in den Gefängnisalltag: Sie spezialisieren sich auf Rechtsberatung für die Berufungsklagen der Mithäftlinge und begründen sogar einen gefängniseigenen Gerichtshof, in welchem die Bruderschaft der drei über die Streitigkeiten der anderen Insassen anerkannt zu Gericht sitzt.
Der zweite Erzählstrang mutet von Anfang an als der brisantere an: Aaron Lake, republikanischer Abgeordneter in Washington, wird zu einer Unterredung nach Langley gebeten, um dort vom leitenden CIA-Direktor Teddy Maynard im Gespräch zu erfahren, dass er aufgrund seiner antirussischen und promilitaristischen Haltung von der CIA dazu auserkoren sei, in der gerade angelaufenen Präsidentschaftsbewerbungskampagne als der aussichtsreichste Kandidat hervorzugehen.
Lakes Einwand, dass es dazu viele Millionen Dollar braucht, wischt Maynard unter den Tisch: Die CIA und die Rüstungsindustrie werden finanziell und medial dafür sorgen, dass Lake das richtige Outfit erhält.
Unterdessen erfährt man über die einsitzenden Richter wieder einige Details mehr: Sie verbringen ihre Zeit nicht nur mit mildtätiger juristischer Tätigkeit, sondern auch mit ihrem eigenen Juristen, dem Anwalt Trevor. Er ist ihr Verbindungsglied nach draußen, er schmuggelt ihre Briefe, die alle mit "Lieber ...." beginnen und mit "Dein Ricky" enden.
Der angebliche Briefschreiber Ricky sitzt im Gefängnis, wird demnächst entlassen und sehnt sich nach einem älteren Herrn, der ihm etwas unter die Arme greifen soll. Rickys Briefe sind ausschließlich an verheiratete, homophile Männer gerichtet, die ihre Neigung auf keinen Fall veröffentlicht wissen wollen und daher ideale Erpressungsopfer sind. Sobald das angeschriebene Opfer antwortet und erkennen lässt, dass es möglicherweise vermögend ist, wird der Anwalt aktiv: Mit Privat-Detektiven wird die wahre Identität der nur über anonyme Postfächer verkehrenden Briefeschreiber enttarnt, um sie dann abzuzocken.
Man ahnt es schon - der Strahlemann-Kandidat der CIA, der nach deren Willen der nächste Präsident werden soll, verfängt sich im Schwulen-Schleppnetz unserer drei Richter, die augenblicklich an ihrer angemessenen Altersvorsorge stricken. Und da der Geheimdienst wirklich jede Falte des Privatlebens von Aaron Lake peinlich genau untersucht hatte, aber wohl eine handvoll Briefe übersah, herrscht Krisenstimmung bei den CIA-Männern. Einerseits haben sie Aktionen laufen, bei denen wahlstimmenwirksam amerikanische Botschaften im Ausland per Bomben-Terroranschlag verwüstet werden, anderseits droht ihr Kandidat wegen einer Antwort auf einige Zeilen in einem Kontaktmagazin von Schwulen zu scheitern. Das darf nicht geschehen.
Folglich mischt sich die CIA massiv ein, überwacht den Anwalt, schmuggelt einen Gefangenen in das Bundesgefängnis nach Trumble, und knüpft sogar über ein fingiertes, schwules Opfer Kontakt zu den drei Erpressern.
Ab dann beginnt der Plot aber unglaubhaft zu werden - der Anwalt wird erschossen, von wem, weiß niemand so genau. Die teilweise angerissenen Geschichten einiger Erpressungsopfer enden einfach im literarischen Nichts, so wie sich die von der CIA erpressten Millionen irgendwo zwischen der Karibik und Mittelamerika in Luft auflösen. Letzteres scheint das am Fall der drei Richter arbeitende Agentenheer aber nicht sonderlich zu interessieren. Der Gipfel der Konstruktion ist das Ende von Grishams Buch: Keine überraschende Wendung, kein juristischer Taschenspielertrick, nichts, das dem Leser ein gleich wie geartetes Zufriedenheitsgefühl am Schluß von soviel Stuß vermitteln könnte. Die Story endet mit einem seichten Happy-End. Der amtierende Präsident begnadigt auf Bitte des CIA-Bosses die drei bösen Richter, ohne dass er dazu genaueres in Erfahrung bringen möchte. Die drei jetten daraufhin unangetastet nach Europa, um dort ihr Geld zu genießen. Und der Präsidentschaftskandidat fügt sich der Planung des gelähmten, im Rollstuhl sitzenden CIA-Direktors: Er soll mit seiner Assistentin schlafen, sie heiraten und endlich wieder Kinder ins Weiße Haus bringen - alles paletti. Groschenroman-Niveau!
Einzig der konstruktive Aufbau verdient Anerkennung. Hier vollbringt Grisham etwas, das andere Autoren nicht können. Aber dafür 500 Seiten zu lesen, lohnt die Zeit nicht. Wer von den alten Grishams einige noch nicht gelesen hat, sollte dies vorziehen: Die Bruderschaft ist zu oberflächlich und stereotyp, jeder News-Magazine Artikel ist authentischer in der Beschreibung von Geheimdienstaktivitäten als Grishams platte Versatzstücke. Mehr als die Hälfte des Buches wirkt schablonenhaft und langweilig. Offenbar hat sich niemand getraut, dem erfolgsverwöhnten Bestsellerautor Grisham zu signalisieren, dass sein Skript in dieser Fassung noch nicht druckreif war. Insider sagen, sein nächstes Buch, A Painted House, hätte wieder mehr Klasse - warten wir´s ab.
Bücher neu und gebraucht bei amazon.de |
|
|
Bücher gebraucht oder neu bei booklooker.de |
Ihr Kauf bei unseren Shop-Partnern sichert das Bestehen dieses Angebotes.
Danke.
Weitere Titel von und Rezensionen zu John Grisham
Weitere Rezensionen in der Kategorie: Bestseller
John Grisham: Die Bruderschaft
Buy John Grisham: Die Bruderschaft at Amazon.com (USA)
carpe librum ist ein Projekt von carpe.com und © by Sabine und Oliver Gassner, 1998ff.
Das © der Texte liegt bei den Rezensenten. - Wir vermitteln Texte in ihrem Auftrag. - librum @ carpe.com
Impressum -- Internet-Programmierung: Martin Hönninger, Karlsruhe -- 19.06.2012