Gilbert Adair
Der Schlüssel zum Turm
Krimi. Edition Epoca, Zürich. 173 Seiten. 38.00 DM . ISBN: 3-905513-18-8
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Ein englischer Tourist, ein Rolls-Royce und die Jagd nach einem gar nicht so alten Meister
Es ist immer ein besonderer Glücksfall, wenn es einem Schriftsteller gelingt, knisternde Spannung mit literarischem Gespür zu vereinen. Gilbert Adair ist dies in seinem dritten ins Deutsche übersetzten Roman (nach "Liebestod auf Long Island" und "Blindband") bravourös geglückt. Es ist dem kleinen, aber feinen Schweizer Verlag "Edition Epoca" zu danken, dass er diesen exzellenten britischen Autor hierzulande bekannt gemacht hat.
Der Roman beginnt mit einer Szene wie aus einem schlechten Horrorfilm. Es blitzt und donnert, ein Baum fällt krachend auf die Straße, zwei Autos kommen gerade noch rechtzeitig zum Stehen. In dem einen - einem Mini - befindet sich der harm- und arglose englische Tourist Guy Lantern, der für ein paar Tage Urlaub in der Normandie machen will, im anderen - einem imposanten Rolls-Royce - der französische Kunsthändler Jean-Marc Cheret, der es eilig hat, die Fähre nach England zu erreichen. Kurzerhand tauschen sie ihre so verschiedenen Fahrzeuge und setzen ihre Reise fort.
In Saint Malo wird Lantern die Nobelkarosse gestohlen, doch er findet sie kurze Zeit später wieder - vor der Villa ihres Besitzers. Dort begegnet er der Béa, der faszinierenden Ehefrau des Kunsthändlers, und ihrem Geliebten Sacha. Er erfährt, dass sich im Kofferraum ein Gemälde Georges de la Tours befindet, das lange als verschollen galt. Dieses wertvolle Gemälde wird in der Folge nicht nur für Béa und Sacha zum Objekt der Begierde, sondern auch für die kriminellen Abgesandten eines in England lebenden arabischen Kunstsammlers.
Während die schöne Béa ihre weiblichen Reize einsetzt, um Guy Lantern als williges Werkzeug ihrer Vorhaben zu missbrauchen, gehen die anderen Beteiligten eher mit brachialen Mitteln vor. Nun entwickelt sich eine rasante und spannende Jagd, die mit einem überraschenden Showdown auf dem Mont Saint-Michel endet.
Man fühlt sich erinnert an Hitchcock-Filme mit James Stewart wie "Der unsichtbare Dritte" oder Polanskis "Frantic", in denen der Held unwissend in die Machenschaften von Ganoven verstrickt wird. Lantern ist lediglich ein Spielball, der von den Beteiligten des Spiels hin und her geworfen und auch fallen gelassen wird.
Adair ist wieder einmal ein intelligenter, spannender, humorvoller und an Überraschungen reicher Roman gelungen, der auch literarisch zu überzeugen weiß.
Dietmar Adam
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