Celati Gianni
Cinema naturale
Kurzprosa. Verlag Klaus Wagenbach, 236 Seiten. 18.50 EUR . ISBN: 3-803-13158-8
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"Bugli war Pfleger in einem Krankenhaus, und im Verein mit drei anderen Pflegern verbrachte er sein Leben herrlich und in Freuden." So beginnt die Erzählung "Der Lahme in der Wüste" des italienischen Autors Gianni Celati. Die Krankenpfleger waren nämlich nicht nur begnadete Schürzenjäger, sondern feierten regelrechte Orgien. Eines Tages kauften sich die jungen Männer eine Ambulanz, machten Urlaub in der Wüste, Bugli zweifelte am Sinn des Lebens und wurde schließlich als Einsiedler ein Weiser.
Celatis Geschichten strotzen vor Fantasie, fast immer scheinen sie dem Erzähler zu entgleiten, so wie manches Märchen. Die pure Lust am Fabulieren steckt auch in der Geschichte der beiden Alten Ridolfi und Cevenini, zwei Misanthropen, die während einer Afrika-Reise einer faszinierenden schwarzen Schönheit begegnen und schließlich in den unterirdischen Gängen eines Hotels landen. Es sind fröhliche und zugleich traurige Geschichten von Menschen, die aus ihrem bisherigen Leben ausbrechen, sei es bewusst oder unbewusst. So geschieht es der attraktiven Alida, die mit einem gescheiterten Revoluzzer verheiratet ist und das Leben mit dem Pornoliebhaber nicht mehr erträgt, weshalb sie sich einen "kleinen, schüchternen Typen mit Aktentasche unter dem Arm" angelt. Die sexuelle Gier des Mannes ist eines der zentralen Motive dieser modernen Märchen, die selten ein glückliches Ende haben. Da ist jener Arzt, der einer Stimme folgt und in einem verlassenen Landstrich einer kranken Frau und ihrer Mutter hörig wird, da ist die Geschichte eines Bettlers, der mit seinen Visionen das Leben in einem Krankenhaus durcheinander bringt oder die Geschichte von Giovanni, der nach Amerika auswandert, dort allerhand erlebt, es aber nicht fertig bringt, einen Brief nach Hause zu schreiben.
Am Ende seiner Geschichten angelangt, hebt Gianni Celati diese oft auf, als sei nichts geschehen, als habe er bemerkt, dass ihm beim Fabulieren der Gaul durch gegangen ist, "denn die Erzählung ist zu Ende, und außerdem auch nicht besonders glaubwürdig, wegen der sprechenden Landmaus." Matthias Kehle
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