carpe librum -- rezensionen

Dieser fast 700 Seiten dicken Wälzer des Diana-Verlags versammelt sämtliche (!) Bildgedichte und Bildgeschichten, die Gernhardt zwischen 1966 und 1992 veröffentlicht hat, also von "Die Blusen des Böhmen" bis hin zu "Besternte Ernte" und "Wörtersee". Letztere waren bislang nur bei Zweitausendeins zu bekommen.

Auch die darüber hinausgehenden Stories, Anmerkungen und Anekdoten bieten Stoff für höchst vergnügliche und doch zuweilen bitterböse Lektüre über die Absurditäten, die das Leben so bereithält. Die Welt ist grotesk, schon wahr. Das tut aber nicht mehr (so) weh, wenn Gernhardt sie uns erklärt.

70 Seiten umfasst der Anhang, beachtlich für ein sich praktisch selbst erklärendes Werk. "Was soll das?", fragt sich der Leser. Und Gernhardt es ganz genau, was das soll. Auch "wo es herkommt und wo das hin soll". Zumindest 20 Seiten lang. Danach folgen seine Anmerkungen zu den eigenen Werken. Was weit weniger spannend ist, aber den oder anderen erleuchtet.

Ein längst überfälliger Überblick über das visuelle gernhardtsche Werk. Man möchte sich nach erledigter (wer ist hier erledigt, frage ich) Lektüre sofort auf die Prosa stürzen. Die gibt's auch bei Diana. Nicht bei der Göttin, sondern beim Verlag. Und der gehört Heyne. Womit wir fast wieder bei den deutschen Dichtern wären, beliebten Zielen Titanic'schen Spotts. Aber das würde zu weit führen. Finde ich. Darum Punkt. (Bin ja kein Kragenbär.)

Wörter: 285