Diana Gabaldon

Autorenporträt / Interview von 1995

Fantasy; Bestseller. Blanvalet, ISBN: 0440217563

Internetter Zufall online
Diana  Gabaldon: Autorenporträt / Interview von 1995

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Ihr erstes Buch schrieb sie, um sich einen Kindheitstraum zu erfüllen, um zu sehen, ob und wie es ihr gelingen würde. Und dann gelang Diana Gabaldon viel mehr: Per Zufall, nämlich via Internet, traf sie ihren Agenten, der ihr Schaffen mithilfe einiger Seiten Manuskript - als Trilogie - für eine Million Dollar verkaufte.

Vom Lesen abgesehen, interessiert sich wahrscheinlich jeder Buchwurm mehr oder minder für drei Bereiche: Recherche (was gibt es, wo ist es zu finden), Gedankenaustausch (wer hat es gefunden und was ist ihr auf der Suche danach begegnet); und schließlich, will sich der Buchwurm nicht nur mit den Ideen anderer das Hirn vollschlagen, das Schreiben, vielleicht sogar Veröffentlichen, auf eigene Faust. An das Schreiben machte sich Diana Gabaldon im Alter von 39 Jahren heimlich: Sie hatte einen Beruf, Mann und zwei Kinder, sie hatte einen Magister in Meeresbiologie, einen Doktor in Ökologie - jetzt wollte sie sich ihren Kindheitstraum erfüllen. "Ich dachte gar nicht daran, es zu veröffentlichen. Ich wollte einfach diesen Traum verwirklichen und sehen, ob ich in der Lage wäre, ein Buch zu schreiben. Um Genres - Krimi oder Roman, Science fiction oder Fantasy - kümmerte ich mich deshalb nicht im geringsten. Ich konzentrierte mich nur darauf, eine Geschichte zu erzählen; eine gute Geschichte, unabhängig von Regeln und Vorschriften."

Daß sie sich um Genres nicht kümmerte, im Literaturbetrieb übliche Schubladen ignorierte, wird in ihrer mittlerweile zum Quintett gewachsenen Trilogie schnell deutlich: Die ehemalige Dozentin der Arizona State University, heute hauptamtliche Schriftstellerin, erzählt die fantastische Geschichte einer Zeitwanderung der Amerikanerin Claire Randall ins schottische Hochland des 18. Jahrhunderts. Fantasy, Yellowpress, Frauenliteratur, historischer Roman, Krimi... Schon, als sie die Geschichte entwarf und die ersten 600 Seiten des ersten Teils - Cross Stitch (US-Titel: Outlander, in Deutschland als Feuer und Stein im September 1995 bei Blanvalet erschienen) - schrieb, jonglierte Frau Gabaldon unbeschwert mit allem gleichzeitig. Denn sie dachte ja gar nicht daran, es zu veröffentlichen. So profan sie auch ihre Herangehensweise beschreibt, war sie jedoch keineswegs naiv, was das Schreiben selbst betrifft: Sie hatte Erzähltechnik und Dramatik beim Texten für Walt-Disney-Comics (kein Witz) gelernt, das Schreiben mit dem Verfassen von akademischen Abhandlungen und Kritiken für die Computerzeitschrift Byte.

Und so kam sie denn, als Schriftstellerin unbescholten, als Autorin und Computerexpertin versiert, an einen literarischen Agenten, an einen Verleger, Vertrag und schließlich den Vorschuß von einer Million Dollar: 1987, zu Zeiten also, als von der Muse geküßte und verwöhnte Literaten in Europa noch ausdiskutierten, ob Computer - besser: 'Rechner' - Gutenbergs Erfindung ins Museum verbannen würden, klickte sich Diana Gabaldon zum ersten Mal ins Net. Man hatte sie gebeten, ein entsprechendes Softwareprogramm zu rezensieren. Sie war von den Möglichkeiten, die Compuserve bot, begeistert. Binnen weniger Wochen hatte sie ihren Freundeskreis online vervielfacht. Aber sie hielt still, erzählte/schrieb keinem ihrer neuen Bekannten von ihrem Roman. Eine Online-Diskussion über Schwangerschaft brachte sie schließlich dazu, eine Passage aus dem Werk an das Literarische Forum zu schicken. Der Auszug beeindruckte, kurz darauf meldete sich ihr zukünftiger Agent. Er bot ihr Werk - als Trilogie, wie man sich einigte - fünf Verlagen an. Drei zeigten sich Tage später interessiert, der Vertrag - inklusive Vorschuß - war kurz darauf unter Dach und Fach.

Nach Outlander und Dragonfly in Amber hat Diana Gabaldon unlängst den dritten Teil ihrer Trilogie, Voyager, veröffentlicht. Für Compuserve jobbt sie als Gastgeber von zwei Online-Foren. "Für beide Foren organisiere ich eine kleine Sektion, die Research and the Craft of Writing heißt. Da kommen alle möglichen Fragen auf den Schirm. Ich berate nicht alle selbst, bin aber quasi der Gastgeber, der den Verkehr leitet. Ich versuche, wenn auch nicht alles, so doch so viel wie möglich selbst zu beantworten. Wenn mich Leute fragen, wie ich Dialoge schreibe, sie hätten da diese Passage, die ihnen Probleme bereitet, da sie zu verkrampft, zu statisch ist, dann kann ich ihnen oft behilflich sein. Oder wie schreibt man eine Actionszene, die nicht absackt? Es sind oft simple technische Maßnahmen, über die man sich auf diesem Weg hervorragend austauschen kann. Oft schließen sich dann andere der Diskussion an und sagen: Ich habe etwas gelesen, wo dieses Problem besonders gut umgangen wurde. Außerdem haben Leute oft ganz spezifische Fragen. Gerade neulich meinte eine Frau, sie habe ein Pärchen im New Yorker Hinterland des Jahres 1798, das sie in einer mährischen Kapelle trauen möchte. Ihre Frage: Gab es dort zu jener Zeit Mähren? Das wußte ich nun zufälligerweise. Oft finden wir aber auch andere, die solche Fragen beantworten können. Ich habe neulich online gefragt, ob es in Schottland Termiten gibt - und als Antwort bekam ich diese langen Abhandlungen über holzfressende Käfer und jedes andere Insekt, das jemals einen Fuß auf schottischen Boden gestellt hat. Termiten gibt es nicht."

Die größte Gefahr der Net-Kommunikation ist demnach, wie auch Diana Gabaldon betont, daß man sich im Online-Angebot verläuft und verzettelt - ganz wie es jedem Buchwurm in jeder Bibliothek passiert. Daß sich das Internet, um es in den Worten Madison Smartt Bells zu sagen, inzwischen zur "größten Messe selbstverlegter Literatur entwickelt hat - gleichgültig, ob man das als gut oder schlecht ansieht -, ist nicht zu ignorieren. Ich denke, diese Entwicklung ist weder gut noch schlecht. Neben vielen guten Sachen gibt es also viel Müll. Macht nichts. Das läßt sich nicht vermeiden, solange es Menschen gibt, denen daran liegt, das einzutippen. Und daß sich das nicht vermeiden läßt, ist letzten Endes vermutlich eine gute Sache."

© Matthias Penzel, 2004. Original erschien dieser Artikel in foglio April/Mai 1996.






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