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Eines der eigentümlichsten
Bücher der letzten Monate ist der jüngste Roman von Frances
Fyfield, der den Titel "Dunkle Strömung"
trägt. Fyfields Geschichte ist schnell umrissen: Der Amerikaner
Henry Evans ist ein verzagter Mann, der sich immer die Option des
Rückzugs offen hält. Henry, von Beruf Pharmazeut, hat
eigentlich nichts - außer Geld. Nach dem Tod seines Vaters
reist er in das englische Küstenstädchen Warbling, weil
er einen Tapetenwechsel braucht. Oder eine neue Stelle bei einem
englischen Pharma-Konzern antreten will. Oder auf der Suche nach
seiner alten Freundin Francesca Chisholm ist, die er seit einer
gemeinsamen Indien-Reise vor gut zwei Jahrzehnten nicht wieder gesehen
hat. Oder auch: weil er auf der Suche nach sich selbst ist.
Henry quartiert sich ein im House of Enchantment, eine Pension,
die von dem schwulen Pärchen Peter und Timothy geleitet wird.
Die beiden pflegen einen exentrischen, aristokratischen Lebensstil
und sind die charmantesten und warmherzigsten Gastgeber, die man
sich überhaupt nur vorstellen kann. So überwindet auch
Henry seine anfänglichen Bedenken gegen das House of Enchantment
- der Spießer aus Amerika befürchtete, man könnte
ihn selbst für schwul halten.
Während
seines Aufenthalts in Warbling erfährt Henry Evans Stück
für Stück von einem Drama, in dessen Mittelpunkt seine
Reisegefährtin und Geliebte aus unbeschwerten Zeiten steht:
Francesca verbüßt eine Haftstrafe, weil sie ihren Sohn
Harry, der aufgrund einer spastischen Hemiplegie rechtsseitig gelähmt
war, umgebracht habe. Sie selbst hat die Tat gestanden und als Motiv
angegeben, sie habe die Pflegesituation nicht mehr ausgehalten.
Frances Fyfields Roman heißt im Original "Undercurrents",
also Unterströmungen oder auch Untertöne. Und in der Tat
erzählt Fyfield nicht direkt, sondern beinahe kreisend. Es
geht der Autorin nicht um die Geschichte, die Stück für
Stück an die Oberfläche gelangt, sondern um das Psychogramm,
das sich darunter verbirgt. Und dafür hat sie ein plausibles
und kunstvolles Erzählkonzept entwickelt: Es gibt mehrere Erzählströme
und kleinere -strudel. Gleichsam als Boje zur Orientierung fungiert
ein Schal, der immer wieder an die Oberfläche hüpft. Und
eine Hauptfigur, die eigentlich im ganzen Roman nie auftritt. Am
Ende erst findet Henry Francesca, aber ganz anders als er selbst
- und der Leser - vermutet haben.
Andrerseits
schleichen sich in Fyfields Text soviele stilistische und semantische
Schnitzer ein, dass man ihr die eben geschilderten Fähigkeiten
gleich wieder streitig machen möchte. Auch ist Henry Evans
- die Figur, die im Roman den größten Raum einnimmt -
nicht nur der langweiligste aller Charaktere, sondern auch der unplausibelste.
Das kann man Frances Fyfield zwar als Absicht unterstellen, macht
die Lektüre aber nicht vergnüglicher.
"Dunkle Strömung", soweit wagen wir uns vor, ist
ein ambitioniertes Projekt, das in weiten Teilen gelungen ist, an
manchen Stellen aber gnadenlos absäuft.
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Danke.
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