Laurie Foos

Mach mir das Walross

Fantasy. Goldmann, München. 223 Seiten. ISBN: 3-442-54064-X

Respektlose Lovestory
Laurie  Foos: Mach mir das Walross

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Die junge amerikanische Autorin Laurie Foos wurde bei uns mit ihrem Roman "Ex utero" bekannt. Zu ihren Lieblingsautoren zählen Kafka, Gogol und Beckett.

Handlung

Frances Fisk ist eine heftig pubertierende 18jährige, als ihr Vater in der Badewanne stirbt, wahrscheinlich an Kreislaufschwäche infolge Übergewichts. Sie hatte ihn geliebt und bewundert, viel mehr als ihre spießige, putzsüchtige Mutter. Ihr Vater Morton war ein genialer Bildhauer, der sich nur wohlfühlte, wenn er außer Unterhosen nichts anziehen mußte. Und diese Unterhosen starrten häufig rot von Ton, denn er war Bildhauer, der massenhaft Männer mit Motorsägen modellierte. Die Kunstwelt, allen voran die Kritiker, war aus dem Häuschen und stellte das Leben der Fisks zunehmend auf den Kopf. Von ihm hat Frances ihren Hang zum Modellieren - Haifische - und zum kreativen Phantasieren geerbt.

Welch ein Absturz dann, als ihre Mutter Arlene den Bowlingbahn-Besitzer "Kingpin" heiratet und mit Frances und der Haushälterin Bessie, einer Schwarzen, zu Kingpin nach Florida in sein Haus zieht. Mittels Bowling will Arlene ihrer Tochter das gutbürgerliche Leben der Mittelschicht schmackhaft machen - das "vernünftige Leben". Frances' Haiskulpturen bleiben unvollendet, als sie das erstemal eine Bowlingbahn betritt, wird sie ohnmächtig. Ein Unbekannter hilft ihr auf und rät ihr, doch künftig einen Slip zu tragen. Der Unbekannte stellt sich als der Pizzamann der Bowlingbahn heraus. Frances verliebt sich auf der Stelle in ihn, doch für ihre Mutter ist er nicht standesgemäß. Wenige Tage später ist der Gefeuerte verschwunden und Frances untröstlich - Schweigestreik.

Als sie wenige Wochen später ein Meeresaquarium besucht und zwei Walrosse beim brünstigen Liebesspiel beobachtet, beschert ihr das erschütternde Erlebnis einen Moment der Erleuchtung, so daß sie fast in Ohnmacht fällt. Der verschwundene Pizzamann hilft ihr auch diesmal wieder auf, küßt sie und verduftet. Bessie bringt sie nach Hause.

Von nun an sind Walrosse Inspiration und Obsession in einem für Frances. Sie beklebt ihre Zimmerwände mit Walroß-Gedichten, während sie massenhaft Pizzas ins Haus geschickt bekommt und sich weigert, sich zu waschen. Der Wahnsinn des Genies hat sie erwischt. Als der Pizzamann auch noch auf ein Schäferstündchen in ihr Zimmer kommt, ist die Katastrophe perfekt: Sie hält ihn für ein sie verfolgendes Walross und wirft ihn raus.

Frances flieht vor den Walrossen - ob eingebildet oder real, spielt für sie keine Rolle - mit Bessie Richtung Norden zurück in ihr altes Zuhause, das Haus ihres Vaters. Als Walrosse die Autobahn blockieren, werden sie erschossen. Die Polizei bringt Frances und Bessie in Sicherheit. Im haus des Vaters legt sich Frances in die Badewanne, in der alles begann. Sie schreibt zwei Bücher, die sie berühmt machen - zumal sie offensichtlich die geniale Tochter eines Genies ist.

Fazit

Der Originaltitel " A portrait of the walrus by a young artist" ist eine Abwandlung von James Joyces berühmtem Künstler-Roman "A portrait of the artist as a young man". Hier wie dort sucht der Autor die Antwort auf die Frage, wie man Künstler wird. Der Weg zur Antwort ist zwar verschlungen, führt aber zum Ziel: Genie kennt keine Grenzen - der Wahnsinn ist Programm.

Entsprechend unkonventionell ist die Hauptfigur und Icherzählerin des Romans, Frances. Sie besitzt eine unglaublich genaue Beobachtungsgabe, kann sich gut in andere einfühlen und nimmt sich selbst gegenüber kaum ein Blatt vor den Mund. In der Beschreibung von intimen und sexuellen Angelegenheiten ist sie jedoch im Vergleich zu "Ex utero" zurückhaltender, was die Schockwirkung angeht - doch es werden noch genügend prüde Zeitgenossen verstört.

Dies ist kein ein dröger Entwicklungsroman deutscher Provenienz, sondern eine aufgeweckte Bestandsaufnahme der Entwicklung zur Künstlerin, mit allem Wahnsinn, der dazugehört - ein Manifest der persönlichen Freiheit des Künstlers. Außerdem versucht Frances, nicht die Fehlers ihres Vaters zu wiederholen, sondern ihren eigenen Weg zu gehen. Das alles ist sowohl spannend als auch unterhaltsam und interessant zu lesen. Das Walroß selbst stammt wahrscheinlich aus dem Song von John Lennon - Foos nimmt ausdrücklich Bezug darauf.

Leider ist der Übersetzer an einigen Stellen in seinen Mitteln unsicher und haut ein wenig daneben. Auch der Titel, der sich an eine französische Filmkomödie mit Pierre Richard anlehnt, erscheint zu reißerisch.

Michael Matzer © 1999ff

Info: A portrait of the walrus by a young artist, 1997; 223 Seiten, aus dem US-Englischen übertragen von Karsten Singelmann






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