Irene Ferchl

Stuttgart: literarische Wegmarken in der Bücherstadt

Sach. Klett Cotta, Stuttgart. ISBN: 3-608-94267-X

Irene  Ferchl: Stuttgart: literarische Wegmarken in der Bücherstadt

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So schlecht könne es um die Buchstadt Stuttgart nicht bestellt sein, wenn an einem Abend gleich zwei Buchpräsentationen mit städtischer Beteiligung stattfänden, sagte Irene Ferchl am Dienstagabend im neunten Stock des Bahnhofsturms, und sie meinte damit den Bild-Text-Band über Manfred Rommel, der gleichzeitig anderswo vorgestellt wurde, und ihr eigenes Buch, ‚‚Stuttgart - Literarische Wegmarken in der Bücherstadt". Rechtzeitig zur Buchmesse ist der 240-Seiten-Band bei Klett-Cotta erschienen. Um das zu feiern, trafen sich Stuttgarter Autoren, Buchhändler, Verleger, andere Büchermenschen und der Oberbürgermeister hoch droben, mit Blick über die abendliche Königstraße.
Wolfgang Schuster zitierte gern ein Stuttgart-Wort von Ringelnatz, das auch Irene Ferchl zitiert, es sei nämlich Stuttgart ein Paris, verglichen ‚‚mit dem Scheiß-München". Börnes Einlassung, gegen das verschlafene Stuttgart sei Heidelberg ‚‚ein London", was ebenfalls bei Ferchl nachzulesen wäre, zitierte er nicht. Sonst aber gab es als Kostprobe reichlich Pros und Contras zu hören, und noch mehr davon bietet natürlich das Buch. Aber in Blütenlese erschöpft es sich nicht. In acht Spaziergängen führt die Autorin vorbei an den Stätten, da die Dichter wirkten - und es sind ziemlich viele, die sich von Schillers Flucht vor Herzog Carl Eugen 1782 bis heute hier getummelt haben -, sie schildert die Salons, die Gasthofzimmer, die Parks und Staffeln, die Verlagsbüros und Hörspielstudios, die Aussichten von den Höhen in den Kessel hinunter, auf die Königstraße und in Hinterhöfe. Bei alldem wird deutlich, dass sehr, sehr wenig davon noch zu sehen ist; ‚‚man sieht nur, was man weiß - in Stuttgart muss man graben", so erging es Ferchl.
Beim Blick auf die Vergangenheit, die heute Nachkriegsarchitektur und -stadtplanung verdecken, hat Irene Ferchl, wie sie selbst betont, nicht wenig von Horst Brandstätters und Jürgen Holweins Stuttgart-Literaturgeschichte in Texten ‚‚Dichter sehen ihre Stadt" profitiert (‚‚eine Art Bibel"). Der Band, 1989 erschienen, ist leider nicht mehr lieferbar. Irene Ferchl hat etwas anderes gemacht, sie schließt die Lücke nicht, aber sie trägt dazu bei, dass sie etwas weniger peinlich auffällt. Abgesehen von der Anschaulichkeit der Darstellung und der Sicherheit im Umgang mit dem Material, die nur gründliche Kenntnis und langjähriger Umgang verleiht, nötigt die Fülle des Zusammengetragenen Respekt ab.
Wann Robert Walser oder Max Ophüls beim Kleinen Haus vorsprachen, um Schauspielschüler zu werden (mit unterschiedlichem Erfolg), was Balzac über Cannstatt an die Hanska schrieb, wie Lenau das Klima zusetzte, wo Hackländer seine Villa hatte, wie Jella Lepman aus dem Exil zurückkehrte, wo Robert Musil zur Untermiete wohnte, was Andersch oder Lenz aus Stuttgart vertrieb, was Börne von der ‚‚Morgenblatt"-Redakteurin Therese Huber dachte, was Niedlich veranstaltete, wo heutzutage Felix Huby, Hanns-Josef Ortheil oder Christine Lehmann literarische Duftmarken setzen, was all diejenigen, deren Namen man kaum kennt, in Stuttgart aßen, tranken, lasen und schrieben - (fast) all das und unaufzählbar viel mehr kommt vor, auf die zwangloseste Weise: im peripathetischen Plaudern, im Umherwandeln zwischen Paulinenbrücke und Akademiegarten, Weißenhof und Gänsheide.
So entsteht nicht nur eine Stuttgarter Literaturgeschichte, es ersteht auch ein Bild von Stuttgart, das demjenigen, das wir heute sehen, eine reizvolle, neugierig und manchmal melancholisch machende historische Tiefe verleiht. Und was immer einem diese Stadt am Ende ist, ob sie ‚‚eines Tages nur ein Ort meiner Füße gewesen sein wird", wie Max Bense schrieb, oder, wie für Friedrich Hölderlin, ‚‚Fürstin der Heimath" oder ganz etwas anderes: erst einmal heißt es lesen - und spazieren gehen.

Julia Schröder






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