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Helmut Eschwege, Historiker aus Dresden, dessen Bücher ("Kennzeichen J", "Die Synagoge in der deutschen Geschichte" u.a.) in zahlreichen Zusammenstellungen zur jüdischen Geschichte genannt werden, aber heute nur noch antiquarisch erworben werden können (ausgenommen das hier besprochene), hatte seine Erinnerungen bereits vor dem Ende der DDR zusammengestellt, und nach der Wende konnten sie endlich erscheinen. Er beschreibt seinen Lebensweg und die widrigen Umstände, unter denen er seine Publikationen verfassen mußte.
Seine Lebensstationen machen den ersten Teil des Buches aus: Geburt
in Hannover in einem streng religiösen jüdischen Elternhaus,
Umzug nach Hamburg, Schulzeit, Kaufmannslehre, Eintritt in die SPD und
in eine jüdisch-kommunistische Jugendorganisation, Vorbereitung auf
die Auswanderung, Abwanderung nach Palästina über Dänemark
und Lettland, Arbeit in Palästina und Auseinandersetzungen wegen kommunistischer
Betätigung, Umzug der Mutter nach Palästina (nach Tod des Vaters),
Eintritt in die englische Armee während des Krieges, schließlich
Rückkehr nach Deutschland nach Kriegsende und Ansiedlung in Dresden,
Arbeit als Kurier der SED zwischen Dresden, Prag und Berlin, Eintritt in
die Jüdische Gemeinde, Heirat, Parteiüberprüfung, Rettung
jüdischer Buchbestände, Arbeit im Museum in Dresden und Berlin
und Abberufung im Gefolge des Slánský-Prozesses, Parteiverfahren
und -ausschluß, Scheidung, zweite Heirat, Anstellung in der Technischen
Hochschule in Dresden, erneute Scheidung, Wiederverheiratung mit der ersten
Frau, Kampf um Reisen nach Israel zu Mutter und Verwandten, Auseinandersetzung
mit Antisemitismus und Antizionismus in der DDR und Vortragstätigkeit,
Forschungsarbeit und Publikationstätigkeit, erneute Scheidung und
Heirat mit der dritten Frau, Kündigung an der TU, kurzzeitige Anstellung
als Pförtner, Tätigkeit als Dokumentarist im Bereich Geschichte
der Produktivkräfte, Ruhestand (mit 74 Jahren).
In diesen ersten Teil des Buches integriert Eschwege Kapitel über
die antijüdische Kampagne der SED, über die gegen Israel gerichtete
Politik der DDR, über seine Beziehung zur jüdischen Gemeinde
und über christlich-jüdische Zusammenarbeit.
Auffallend ist, daß man über Persönliches, z.B. die
Beziehung zu seinen Frauen, sehr wenig erfährt, und die Kinder finden
gar nur in Nebensätzen Erwähnung. Umso mehr Raum gibt es für
seine Arbeit und die Auseinandersetzungen mit Partei und Staat. Hier sind
Emotionen spürbar - während der persönliche Bereich völlig
unterkühlt behandelt wird. Das macht es schwer, sich für den
Menschen
Helmut Eschwege zu erwärmen, auch wenn der Historiker Achtung
abverlangt.
Teil zwei des Buches, benannt "Publikationen und Hemmnisse", gibt den ständigen Kampf um Einsicht in Archive, um Fachliteratur, um Reisemöglichkeiten zu Recherchezwecken für seine Forschungen und um Druckmöglichkeiten seiner Manuskripte wieder, die endlos behindert wurden infolge der gegen Israel gerichteten Politik der DDR. Dabei werden Freund und Feind beim Namen genannt, und man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß nach all den Jahren der Behinderung hier die Gelegenheit zur Abrechnung genüßlich ausgenutzt wird. Das ist durchaus verständlich, aber auf Dauer anstrengend zu lesen. Die Anstrengung wird jedoch letztlich belohnt durch einen enormen Wissenszuwachs: wem jahrelang erzählt wurde, daß die DDR ein antifaschistischer Staat sei und alles für die Opfer des Nationalsozialismus tue, erfährt hier viel Neues. Das macht den eigentlichen Gewinn dieses Buches aus.
(Almut Nitzsche)
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