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Mit einem Sammelband mit Erzählungen kann man sich auch schon mal ein Bein stellen ... leider.
Jenny Erpenbeck, das 1967 geborene Doppeltalent von Buch und Bühne,
dürfte bestens bekannt sein durch ihre "Geschichte vom alten
Kind". Und zugegebenermaßen würde mir eine weitere Lobeshymne
auf letztgenannten Erstling leichter fallen, als Fürsprache für
den Erzählungsband "Tand".
Wird dieser Jenny Erpenbecks literarischen Ruhm mehren? Nicht unbedingt. Dafür liegt die Messlatte nach dem "alten Kind" zu hoch, und eigentlich nur mit der titelgebenden Erzählungen "Tand" und mit "Sibirien", den beiden einzigen Erstveröffentlichungen in diesem Buch, erreicht Erpenbeck die selbst aufgelegte Höhe ihrer Erzählkunst. Letztgenannte Erzählung wurde denn auch im Jahr 2001 mit einem Preis beim Ingeborg Bachmann-Wettbewerb ausgezeichnet. Es ist ebenfalls der einzige Text, den beispielsweise die Rezensentin in der "Kultur-Spiegel"-Rezension ausführlicher erwähnt.
Überhaupt ist diese Rezension ein Musterbeispiel dafür, wie man sich aus der Affäre zieht, wenn jemand, dessen erzählerisches Vermögen man schätzt, nun ein Werk vorlegt, das man leider nicht sonderlich zu goutieren vermag, man aber keine negative Kritik schreiben möchte, weil man ja vormals so gut unterhalten wurde. Es wird also das Wenige herausgesucht, das man uneingeschränkt hervorzuheben vermag, und über den restlichen Großteil schweigt man und verlegt sich aufs Biografisch-Anekdotische. Erfährt zwar auf diesem Wege etwas über den Werdegang Familie, Ausbildung, Opernprojekte wenig aber darüber, ob der Band nun tatsächlich Richtung "Tand" ("Ramsch", "Mist", "Kitsch" nennt das Synonymewörterbuch, oder auch "Ladenhüter") geht oder nicht.
Die beiläufige Lässigkeit oder lässige Beiläufigkeit, die Kunst des Weglassens, die Indifferenz von Personen und Geschehnissen, das alles ist stellenweise (wieder) da, aber, wohl bedingt auch durch die Kürze, verbleiben die meisten Erzählungen zu dürr, zu spröde. Natürlich muss es keinen Kern einer Handlung etwa geben, um den sich alles oder etwas kristallisiert, aber wenn die Kunstgriffe sich zu verselbständigen drohen, ist dies zwar hochartifiziell, aber wozu?
"Im
Halbschatten meines Schädels" oder "Eisland" sind
zwar schöne Titel, versprechen aber mehr, als sie bieten. "Haare"
oder "Frisch und g´sund" scheitern entweder am pubertären
Klang oder an plumper Pointe. Das wird insbesondere deutlich im direkten
Vergleich mit dem kraftvoll-zupackenden Text "Sibirien", wegen
dem man das Buch natürlich kaufen könnte, wenn man nicht auf
die Idee käme, im Netz zu suchen...
http://bachmannpreis.orf.at/index2001.htm
Textauszug:
Sibirien
Mein Vater sagt, an den Haaren habe seine Mutter damals ihre Widersacherin aus dem Haus geschleift. Habe sie an den schwarzen Haaren gepackt, im Flur ein- oder zweimal herumgeschleudert und dann aus dem Haus geworfen. Keine Chance hätte sein Vater, mein Großvater, damals gehabt. Und es sei auch die Freundin des Vaters nicht halb so beeindruckend gewesen wie die Frau, mit der sein Vater verheiratet war. Großartig, sagt mein Vater, sei seine Mutter gewesen. Das müsse ich mir einmal vorstellen, sagt er, daß sie Sibirien überlebt habe. Sibirien !
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