Lillian Eige
Flugversuche
Jugend. Gerstenberg, 160 Seiten. 11.50 EUR . ISBN: 3-806-74971-X
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Die Freundschaft zwischen Ben und Ring ist verblüffend ungewöhnlich. Für Ben ist der große, spindeldürre Ring ein Rätsel. Und bereits ihre erste Begegnung ist ein Ereignis für sich.
Als ich Ring zum allerersten Mal sah, traute ich meinen Augen kaum, und meinem Gehirn genauso wenig. Es war, als wäre er aus dem Nichts mitten in unsere Stadt, Green Hills, in einen Friedhofsteich neben ein Schwanenpaar geplumpst.
Dort habe ich ihn jedenfalls auf dem Nachhauseweg von der Schule gefunden. Ich bin eine Abkürzung über den Friedhof gegangen, und da sah ich diesen Jungen, bis an die Taille voller Matsch, mit nassen Hosen, die ihm tief auf den Hüften hingen, mit nacktem Oberkörper, zitternd wie ein nasser Hund. Erst dachte ich, es sei eine Art blöder Aprilscherz gewesen und jemand habe ihn ins Wasser geschmissen.
Aber dann stellte ich fest, dass er sich zum Wasser bückte und versuchte ein ferngesteuertes Boot aus den Seerosenblättern zu befreien. Als ich sah, dass die Schwäne in Angriffsstellung gingen, konnte ich meine Neugier auf das, was gleich passieren würde, nicht unterdrücken. Wenn ihn einer dieser missgelaunten Schwäne erwischen würde, dann gute Nacht.
Als er mich entdeckt, duckt er sich, als wolle er sich hinter einer der Seerosen verstecken. Dann sieht er die Schwäne. Sie kommen genau auf ihn zu und er schreit: „Hey, Mann! Hör auf zu lachen! Scheuch die blöden Schwäne weg! Los, worauf wartest du noch?“
Diese Begegnung bleibt lange die einzige. Dann taucht Ring in der Schule auf und die beiden Elfjährigen werden Freunde. Merkwürdigkeiten in Rings Verhalten fallen Ben schon bald auf. Erst rückblickend lässt er ihnen die Bedeutung zukommen, die sie verdienen. Denn eines Tages verschwindet Ring so plötzlich wie er aufgetaucht ist. War es das? Die amerikanische Autorin Lillian Eige rollt die Story von hinten auf und beginnt mit dem tragischen Unglück: Ring verschwindet im Fluss. Ist er ertrunken? In der schrecklichen Zeit der Ungewissheit lässt Ben gemeinsame Erlebnisse Revue passieren und setzt Erinnerungsstücke wie Puzzleteile zusammen. Er kann nicht verstehen, was passiert ist. Dann kommt die Nachricht: Ring wurde gefunden. Er lebt. Natürlich ist Ben erleichtert, aber auch stinksauer. Warum hat sein Freund das getan? Welches Geheimnis verbirgt Ring vor ihm? Zögernd fangen die beiden an, endlich miteinander zu reden. Spannend und glaubwürdig erzählt, erinnern diese Flugversuche manchmal ein bisschen an Tom Sawyer und Huckleberry Finn und sind unbedingt lesenswert!
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