Greg Egan
Quarantäne
SF. Bastei Lübbe, Bastei Lübbe. ISBN: 3-404-24174-6
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Interessant und faszinierend; das sind die passendsten Attribute für den ersten Roman des Australiers Greg Egan. Dieses Buch ist beispielhaft für den Ansatz »was wäre wenn...?« der Science Fiction. Man fasse eine Annahme, eine Spekulation, die von scheinbar trivial bis absurd reichen kann, und verfolge sie mit allen von ihr ableitbaren Konsequenzen einschließlich der nicht offensichtlichen. Genau das tut Egan auf verschiedenen Ebenen immer wieder in Quarantäne.
15. November, 2034. Die Sterne verlöschen. Das Sonnensystem ist in die Blase eingeschlossen worden, eine undurchdringbare Kugelschale mit dem doppelten Radius von Plutos Umlaufbahn, in ihrer exakten Mitte die Sonne. Aus der Perspektive der Erde sieht es so aus, als sei der Rest des Universum von einem Ereignishorizont verschluckt worden. Wie? Warum? Wer? Niemand weiß es.
Wir befinden uns in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts. Die Erde hat die Psychosen weitgehend überwunden, die das Erscheinen der Blase ausgelöst hatte. Bio- und Nanotechnik sind mit dem heutigen Computer- und Telekommunikationskomplex eine Verbindung eingegangen, um völlig neue Möglichkeiten zu schaffen. Die Menschen können ihre Körper ausbauen; neurale Mods werden im Gehirn installiert wie heutzutage Programme auf einem PC.
Als Leser betreten wir den in Ich-Erzählung und Präsens gehaltenen Roman durch die Person eines Privatdetektivs, der einige der raffiniertesten und coolsten Werkzeuge einsetzt, die die SF je gesehen hat, in einer Welt, in der die Technik sich zu einer solchen Komplexität und Vielfalt entwickelt hat, jenseits aller Kontrolle, dass die Gesetzlichkeit einer Handlung nahezu belanglos zu sein scheint. Die Aufgabe des Detektivs: eine geistig zurückgebliebende Frau zu finden, die scheinbar grundlos aus einem psychiatrischen Heim entführt worden ist.
Es mag anfangs nach nichts Besonderem aussehen, aber bis zur Mitte des Buchs hat, was als konventioneller Krimi vor einem interessanten Hintergrund begann, die Vordergrundgeschichte mit dem Geheimnis der Blase verknüpft und ist zu einer faszinierenden metaphysischen Betrachtung geworden. Quarantäne ist kein einfaches Buch. Es kann Knoten in die Gedanken des Lesers drehen, genau wie es Knoten in die Gedanken der Hauptfigur dreht. Der Roman ist außerordentlich vorstellungsreich und hätte einen Hugo verdient gehabt. Es kann nicht schaden, noch einmal über Schrödingers Katze nachzulesen, bevor man dieses Buch angeht.
(naddy)
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