Dieses Buch Freunden weiterempfehlen.
Dieses Buch kaufen bei Amazon.de
Buy Umberto Eco: DAS FOUCAULTSCHE PENDEL at Amazon.com (USA)
Weitere Buchbesprechungen bei Amazon.de.
"Seit die Menschen nicht mehr an Gott glauben, glauben sie nicht
etwa an nichts mehr, sondern an alles."
Alles, was existiert, ist Text, ist Begriff. Die Geschichte, das ist
das Überlieferte, und das ist nichts anderes als Text.
"Die Begriffe verbinden sich per Analogie,... denn wenn man Zusammenhänge finden will, findet man immer welche, Zusammenhänge zwischen allem und jedem, die Welt explodiert zu einem wirbelnden Netz von Verwandtschaften, in dem alles auf alles verweist und alles alles erklärt." So entsteht Ecos "Großer Plan" von einer Weltverschwörung, der, auf historischen Realitäten basierend, nichts anderes ist, als ein Fälschungssystem, das wahr ist, weil es auf Analogien basiert. Alles ist wahr, nur die Verknüpfungen nicht. Es gibt keine Wirklichkeit außer der, die zwischen Partnern per Konsens verabredet wird. Mit dieser Formel wären wir (fast!) bei bei Lyotard angelangt, jenem Vertreter der Postmoderne, ohne den Eco kaum zu verstehen ist.
Was ist der "Große Plan" des Romans denn anderes als das "Erhabene", das nicht Darstellbare, aber Vorstellbare bei Lyotard? Die Idee vom unbeweglichen Punkt im Universum, an dem das Pendel aufgehängt ist? Oder jenes mystische Zentrum Agarttha?
Den Verlust der "Großen Erzählungen" beklagt Eco nicht mehr. Vielmehr nutzt er die Möglichkeiten der Texte und erzählt mit den alten, großen Erzählungen neue Geschichten, Stories.
Versucht Eco nicht auch, das narrative Wissen mit dem wissenschaftlichen
zu verknüpfen, und ist es nicht zum Scheitern verurteilt, wie jeder
Vereinheitlichungsversuch, schließlich werden sowohl Belpo als auch
Casaubon verrückt? Schwindet sie nicht, die empirische Wirklichkeit?
Zerstört Eco nicht den falschen Schein, der "im Glauben an höhere
Ursprünge und Zwecke, an eine Teleologie des Weltablaufs besteht,
und (läßt er nicht) die empirische Welt als eine prinzipiell
scheinhafte vor uns erstehen?"
Belpo versucht indessen den ästhetischen Umgang mit der neuen
Technologie, dem Computer, der ihn gar zum Schreiben bringt. Jene Technologie,
die dem narrative Wissen den Todesstoß verpasst hat. Doch seine Texte
sind nur als magnetische Spuren virtuell auf Diskette vorhanden. Die Auswirkungen
der neuen Technologien (Computer, synthetisierte Bilder) sind der Gestalt,
daß sie die traditionellen Dualismen des abendländischen Denkens
sprengen und damit deren Kultur, für die diese Dualismen konstitutiv
sind, verabschieden, wie Eco z.B. bei den grotesken, multimedialen, okkulten
Zeremonien vorführt.
Eco parodiert die Denkweise der Hermeneutik (Okkultismus, Voodoo etc.) durch raffinierte scheinlogische Konstruktionen und wirft dabei alles durcheinander. Er gebiert sich radikal eklektizistisch. Das wäre gegen Lyotards Vorstellungen, aber der Eklektizismus, der herauskommt, erscheint so lächerlich wie Charles Moores Bau "Piazza d`Italia" in New Orleans. Das Ergebnis kann bei Ecos Denken nur als Parodie aufgefasst werden; die meisten Verrücktheiten des Romans sind schließlich hinterlistiges, intellektuelles Schelmentum!
Warum aber erzählt Eco die Geschichte der Templer in Westernmanier
oder als Comic-Strip beim Whiskey in der Kneipe oder mit seiner Freundin
im Bett? Etwa nur, um die nicht-Akademiker bei der (Lese)Stange zu halten?
In den Sechziger Jahren und später waren jene Autoren, die sich
in Kneipen und Betten bewegten und jeden modernen, elitären Anspruch
von sich wiesen, Autoren wie Ferlinghetti, Ginsberg oder Jörg Fauser
(mit seinem Roman "Rohstoff"), diejenigen, die man zuerst als "postmodern"
bezeichnete. Ist Eco, wenn er auf diese Generation zurückverweist,
wenn er, wie jene, auf Trivialmythen abhebt, von "Casablanca" bis
zu Zitaten von Rockgruppen, nicht schon post-post-modern? Hat er die Postmoderne,
die fortwährend ihre Moderne gebiert und umgekehrt, weil sie sich
jeweils beinhalten, nicht schon hinter sich gelassen?
Ist er nicht hochaktuell, wenn er vorführt, wie mit seiner Art
der Wissenschaftsvermittlung umgegangen wird, nämlich dem Palavern
über die Templer beim Knabbern im Bett? So, und nicht anders, wird
heute Wissenschaft rezipiert!
Es ist problematisch, den gesamten Roman mittels postmoderner Termini zu hinterfragen, doch ist sicher: "Das Foucaultsche Pendel" ist ein geistsprühender Krimi, ganz gleich welchen Blödsinn in manchen Rezensionen zu lesen war. Matthias Kehle
Bücher neu und gebraucht bei amazon.de |
|
|
Bücher gebraucht oder neu bei booklooker.de |
Ihr Kauf bei unseren Shop-Partnern sichert das Bestehen dieses Angebotes.
Danke.
Weitere Titel von und Rezensionen zu Umberto Eco
Weitere Rezensionen in der Kategorie: Bestseller
Umberto Eco: DAS FOUCAULTSCHE PENDEL
Buy Umberto Eco: DAS FOUCAULTSCHE PENDEL at Amazon.com (USA)
carpe librum ist ein Projekt von carpe.com und © by Sabine und Oliver Gassner, 1998ff.
Das © der Texte liegt bei den Rezensenten. - Wir vermitteln Texte in ihrem Auftrag. - librum @ carpe.com
Impressum -- Internet-Programmierung: Martin Hönninger, Karlsruhe -- 19.06.2012