Brigitte Doppagne
Der Nachtgast
Roman. Schöffling, ISBN: 3-89561-230-8
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Nacht für Nacht steigt Agustin Tarocki in das Haus einer jungen
Frau ein, um im Wintergarten still in einer Ecke zu hocken und am nächsten
Morgen wieder zu verschwinden. Als sie ihn entdeckt, den Telefonhörer
greifen will, fängt er an zu erzählen. Seine ganze Lebensgeschichte.
Damit beginnend, dass seine Eltern 1933 vor den Nazis nach Mexico geflüchtet
waren, wo er 1946 zur Welt kam. Bald jedoch konzentriert sich seine Geschichte
auf seine Schwester Ines. Beide entwickeln eine starke Liebe zueinander.
Agustin schreibt ihr sogar heimlich Liebesbriefe. Nach Deutschland zurückgekehrt
verheiratet sich Agustin, der sich als Biologe speziell mit den letzten
Exemplaren der Scolia maculata obscura, einer Unterart der Dolchwespen,
auseinandersetzt, mit einer Kellnerin. Ines, die zuvor in eine andere Stadt
gezogen und zur erfolgreichen Fotografin avanciert war, erfährt von
Agustins Heirat, dem Bruch jenes unausgesprochenen Versprechens, welches
sie und Agustin aneinander gebunden hatte. Sie heiratet daraufhin den Orthopäden
und Kantor Dr. Yoshua Nazareth. Agustins universitäre Karriere kommt
ins Stocken, zudem verlässt ihn seine Frau. Zufällig ruft am
selben Tag Ines an. Sie sei zurück in München. Sie verbringen
einen Nachmittag miteinander und verabreden sich für den folgenden
Morgen. Als Agustin zum vereinbarten Zeitpunkt in ihre Wohnung kommt hat
Yoshua Nazareth Ines bereits gefunden. Tod durch Tabletten. Agustins vollommener
Verfall ist also nur noch eine Frage der Zeit.
Eigentlich kommt man im Laufe des Buches nie darauf, warum Agustin
der armen, jungen Frau, in deren Haus er Nacht für Nacht einsteigt,
diese seine Geschichte erzählt. Sie regelrecht quält damit. Und
auch den Leser. Leider.
(Mike Markart)
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