Philippe Djian
Rückgrat
Roman. Diogenes, ISBN: 3-257-22585-7
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ISBN 3-257-22585-7
In diesem 1993 erschienenen Roman Phillip Djians steht wie in vielen anderen seiner Bücher ein Schriftsteller im Mittelpunkt. Dan, die Hauptperson von "Rückgrat" ist ein ehemals berühmter Romancier, der die Inspiration verloren hat und in dieser Erkenntnis nur noch Filmszenarien auf Bestellung schreibt. Er lebt allein mit einem 16-jährigen Sohn und mußte im selben Jahr, als er keine Bücher mehr schreiben konnte, auch noch die Scheidung seiner Frau verkraften. Dan sieht sich als Menschen, der sich wehmütig daran erinnert, daß er einst Bücher geschrieben hatte, jetzt aber die Arme sinken läßt. Sein Leben besteht aus Parties, Affären, Treffen, Begegnungen und Gesprächen, einsamen Nächten und einer gehörigen Portion Selbstmitglied. Aber Djian liegt diese Darstellung eines resignierten Schriftstellers nicht. Der Alltag der Mannes wirkt zumeist banal, die Ereignisse sind humorlos und stagnieren. Daß es keine wirklichen Probleme sind, die Dan berühren, wird dabei weder ironisiert noch problematisiert. Letztendlich wirkt die Hauptperson sogar unfreiwillig komisch, weil er Geschehnisse problematisiert, die in sich keinen Anlaß zu Problemen bieten. Von einer verrückten und besessenen Alltagsbewältigung, von Orgien des Lebens, die in einer Atmosphäre nervöser Spannung, in einer Art Temporausch aufbereitet werden, ist hier keine Spur. Dabei war es gerade die Stärke solcher Bücher wie "Betty Blue" oder auch "Verraten und verkauft", daß der Langeweile des Alltags eine gefühlsintensive Seite oder auch ein intensives Scheitern, das im orgiastischen Rausch des Lebenstheaters gefeiert wurde, abgewonnen wurde. Blitzte inmitten alltäglicher, mit teilweise einfachen, aber klaren Mitteln geschilderten Momenten, so etwas wie ein poetischer Augenblick auf, ein Hauch Poesie, ein Stillstand in all dem Strudel, so sucht man gerade diese Momente in "Rückgrat" vergeblich.
Verglichen mit anderen Büchern Djians, hat "Rückgrat" einfach keinerlei Biß, es ist ein Buch voll gepflegter Langeweile, die sich in der Beschreibung von Pseudo-Problemchen erschöpft.
(Christoph Steven)
