Miguel Delibes

Mein vergötterter Sohn Sisí

Roman. Ammann, Zürich. 389 Seiten. 22.90 EUR . ISBN: 3-2506-0060-1

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Miguel  Delibes: Mein vergötterter Sohn Sisí

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Miguel Delibes zeichnet ein Sittengemälde der spanischen Provinzbourgeoisie zur Zeit des Bürgerkriegs, nicht weniger – aber leider auch nicht mehr.

Cecilio Rubes ist Unternehmer in Sachen Sanitärwaren: Badewannen, Waschbecken, Toiletten, Bidets. Er geht langsam, aber sicher auf die 40 zu und ist mit seinem Leben irgendwie nicht mehr recht zufrieden. Mit seinem Leben, wohlgemerkt, nicht mit sich selbst, denn Selbstkritik ist nicht gerade seine Stärke. Aber seine Frau Adela wird immer dicker um die Hüften und immer faltiger im Gesicht, das Proviz-Großbürgertum zollt Cecilio und seinen Verdiensten nicht ausreichend Beifall, das Geschäft läuft nicht so, wie es sollte, und seine Geliebte Paulina liegt ihm auch nicht so untertänig zu Füßen, wie er es gerne hätte.
Da hilft nur eins: Ein Kind – zum Glück wird es ein Sohn. Sisí entwickelt sich zum charakterschwachen Egoisten ohne Rückgrat und soziale Kompetenzen; ganz der Papa. Als Sisí schließlich mit 20 Jahren in den Krieg zieht und fällt, erkennt sein Vater, dass er auf der ganzen Linie gescheitert ist und stürzt sich aus dem Fenster.
So what?
Man kann sich bei der Lektüre des Gefühls nicht erwehren, dass uns der Autor irgend etwas sagen will. Er zeichnet lauter naive, unreflektierte Charaktere, die er jedoch halbwegs tiefgründig analysiert: Die Männer sind Machos, wie sie im Buch stehen, die Frauen aufgrund ihrer gesellschaftlichen Benachteiligung ungebildet und einfältig, alle stellen den äußeren Schein und den gesellschaftlichen Status über alles, sind engstirnig und Opportunisten. Die Figuren werden auf Stereotypen reduziert oder – schlimmer noch – sie sind es tatsächlich.
Eine schlimme Zeit, Gott sei Dank ist sie vorbei. Ist es das, was uns Delibes sagen will? Oder will er Geschichte lebendig machen, indem er die Ereignisse von 1917 bis 1938 erzählt?
Weder das eine, noch das andere greift. Was den historischen Gehalt des Buches angeht, erfährt man nichts wesentlich Neues, das man nicht vorher auch schon gewusst hätte, und dass in den goldenen Zwanzigern nicht überall und ausschließlich Milch und Honig geflossen sind, ist auch nicht neu. An der Lebendigkeit schließlich hapert es am Schmerzlichsten:
Die Figuren sind von Anfang an unsympathisch, ausnahmslos, aber auch wieder nicht so, dass man sie deswegen hassen müsste. Man versteht sie ja, wie sie alle in ihren jeweils gesellschafts- oder geschlechtsspezifischen Rollen gefangen sind. Sie entwickeln sich nicht, bleiben das ganze Buch über gleich eindimensional und gleich unsympathisch. Und am Ende ist nichts geschehen, worüber man nun lachen oder weinen müsste; man ist einfach nur froh, dass Buch und Lektüre zu Ende sind.

„Bevor Cecilín einen Monat alt war, brachte Gloria einen Jungen zur Welt. Es war eine schwere Geburt, denn Doktor Rouge hatte schon vorher darauf hingewiesen, dass die junge Frau ein enges Becken habe. Gloria lag sechsunddreißig Stunden in den Wehen. Adela, die ihr zur Seite stand, sah, wie sie die Stirn in Falten legte und die Zähne zusammenbiss. Dennoch kam ihr kein Stöhnen über die Lippen. ‘Entweder sie ist sehr tapfer, oder sie hat nicht solche Schmerzen wie ich!’ dachte Adela. Unmittelbar nach der Geburt nahm Adela Gloria in die Arme und sagte: ‘Oh, meine Liebe, ich freue mich, dass alles so einfach gewesen ist! Du weißt nicht, was Leiden bedeutet!’“

Dieter Lohr




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