Pablo De Santis

Die Übersetzung

Roman. Unions-Verlag, 151 Seiten. 28.00 DM . ISBN: 3-293-00272-2

Pablo  De Santis: Die Übersetzung

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Der Argentinier De Santis, erstmals auf deutsch erschienen, verknüpft äußerst kunstvoll und originell einen intelligenten Krimiplot mit Elementen des fantastischen Romans


Der Argentinier Pablo De Santis ist ein Feinschmecker der Sprache, ein echter Gourmet. Nicht nur, dass er den Umgang mit ihr allervorzüglichst beherrscht, nein, er schafft es auch, den Leser etwas von der Magie des Phänomens Sprache spüren zu lassen. Ganz unaufdringlich lässt er tieferliegende Bedeutungsebenen anklingen, mitschwingen, in die Geschichte einsickern, in das Bewusstsein des Lesers, ohne sie wirklich richtig greifbar werden zu lassen.

„’Das wahre Problem für einen Übersetzer’, sagte er am Schluss, ’ist nicht die Distanz zwischen den Sprachen oder zwischen den Welten, ist nicht Jargon oder Ungenauigkeit oder Musikalität; das wahre Problem ist das Schweigen einer Sprache – und ich werde mir nicht die Mühe geben, jene Trottel zu attackieren, die meinen, ein Text sei umso wertvoller, je zerbrechlicher und je weniger übersetzbar er ist, jene, die meinen, Bücher seien Objekte aus Kristall -, denn alles andere ist übersetzbar, nicht aber die Art, in der ein Werk schweigt; für dieses Schweigen’, sagte er, ’gibt es keine mögliche Übersetzung.’"

So geschehen in dem Roman „Die Übersetzung“, einem Krimi, durchzogen mit mystisch-fantastischen Elementen, der im Dunstkreis eines Übersetzerkongresses über Geheim- und ausgestorbene Sprachen in einem argentinischen Hafenort spielt. Vielleicht nicht unbedingt ein Ambiente, das Hochspannung vermuten lässt, aber De Santis widerlegt schnell und sehr souverän diese Erwartungshaltung. Das Erstaunliche dabei ist, dass er Kitzel und Drive nicht nur durch übliche Krimiingredienzien wie tot aufgefundene Lebewesen - zunächst Seehunde, dann Kongressteilnehmer - oder das Wiedersehen des Ich-Erzählers Miguel DeBlast mit seiner Jugendliebe Ana und seinem alten Rivalen, dem Linguisten Naum erzeugt („Nahezu von Anfang an hatte sich zwischen uns eine unsichtbare Rivalität ergeben, eine Musik, die aus der Ferne klang und die sonst niemand hörte, die uns beiden aber bewusst war“), sondern auch und gerade durch inhaltliche Finessen der vorgetragenen Kongressthemen.

Eine weitere wunderbare Eigenart dieses kleinen, nur 150 Seiten starken Romans ist das zwanglose Ineinanderweben von einer kristallklaren, nie manierierten Sprache mit einem klassischen Kriminalplot einerseits und mit fantastischen surrealen Hinter- und Untergründen andererseits. Weder oktroyiert De Santis dem Leser ein konstruiertes fantastisches Gedankengebäude auf noch flüchtet er sich in nebulöse Andeutungen. Er bleibt direkt und eindeutig - auch da, wo er die Grenzen vertrauter Realität überschreitet - und schafft so nahezu unmerklich eine eigentümlich faszinierende Verquickung verschiedener Welten.

In Argentinien und zunehmend auch in Spanien genießt De Santis, der sich auch als Fernseh-Drehbuchautor und als Autor von Jugendbüchern und Büchern über Comics betätigte, längst größte Anerkennung. Vor allem mit seinem Landsmann Jorge Luis Borges wird er in Verbindung gebracht, aber auch mit Poe, Lem und Kafka. Mit „Die Übersetzung“ ist er erstmals auf deutsch erschienen. Im Frühjahr 2002 wird ein weiterer Roman von ihm beim Unionsverlag veröffentlicht werden: „Filosofía y Letras“, eine leicht kafkaeske Intrige über ein angeblich in den Trümmern eines Universitätsgebäudes verschollenes literarisches Werk.

Nicht zuletzt ist De Santis ein Meister von letzten Sätzen, mit denen er seine Kapitel beschließt. Lassen wir ihn nochmals selbst zu Wort kommen - etwa vor Antritt seiner Reise zum Kongress, neben seiner Frau liegend, in Gedanken schon bei seiner Jugendliebe Ana, deren Name er auf der Teilnehmerliste gelesen hatte.
Beide konnten wir nicht sofort einschlafen; jeder hörte die Bewegungen und Drehungen des anderen im stillen Tanz der Schlaflosigkeit. Ich legte meinen Arm auf sie, und ich glaube, sie ist dann eingeschlafen; ich nicht.“ (2. Kapitel)

Oder unmittelbar nach seinem Vortrag, zurück auf seinem Zimmer, noch sinnierend über Kabliz, über den er gerade referiert hatte, und gepeinigt von seinem ständigen Begleiter, dem Kopfschmerz.
„Im Grunde hielt er (Kabliz) ihn (den Kopfschmerz) für ein Zeichen von Gesundheit, das Zeichen des Neurotikers in einer Welt, in der die Psychotiker immer mehr werden. Durch die Spalten zwischen den Vorhängen drang ein unbedeutendes, aber unerträgliches Licht ein; ich steckte den Kopf unters Kissen und ließ den Schlummer sich mit dem Schmerz auseinander setzen.“ (6. Kapitel)






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