Dieses Buch Freunden weiterempfehlen.
Dieses Buch kaufen bei Amazon.de
Buy Pablo De Santis: Die Übersetzung at Amazon.com (USA)
Weitere Buchbesprechungen bei Amazon.de.
Der Argentinier De Santis, erstmals auf deutsch erschienen, verknüpft äußerst kunstvoll und originell einen intelligenten Krimiplot mit Elementen des fantastischen Romans
Der Argentinier Pablo De Santis ist ein Feinschmecker der Sprache, ein
echter Gourmet. Nicht nur, dass er den Umgang mit ihr allervorzüglichst
beherrscht, nein, er schafft es auch, den Leser etwas von der Magie
des Phänomens Sprache spüren zu lassen. Ganz unaufdringlich
lässt er tieferliegende Bedeutungsebenen anklingen, mitschwingen,
in die Geschichte einsickern, in das Bewusstsein des Lesers, ohne sie
wirklich richtig greifbar werden zu lassen.
Das wahre Problem für einen Übersetzer, sagte er am Schluss, ist nicht die Distanz zwischen den Sprachen oder zwischen den Welten, ist nicht Jargon oder Ungenauigkeit oder Musikalität; das wahre Problem ist das Schweigen einer Sprache und ich werde mir nicht die Mühe geben, jene Trottel zu attackieren, die meinen, ein Text sei umso wertvoller, je zerbrechlicher und je weniger übersetzbar er ist, jene, die meinen, Bücher seien Objekte aus Kristall -, denn alles andere ist übersetzbar, nicht aber die Art, in der ein Werk schweigt; für dieses Schweigen, sagte er, gibt es keine mögliche Übersetzung."
So geschehen in dem Roman Die Übersetzung, einem Krimi, durchzogen mit mystisch-fantastischen Elementen, der im Dunstkreis eines Übersetzerkongresses über Geheim- und ausgestorbene Sprachen in einem argentinischen Hafenort spielt. Vielleicht nicht unbedingt ein Ambiente, das Hochspannung vermuten lässt, aber De Santis widerlegt schnell und sehr souverän diese Erwartungshaltung. Das Erstaunliche dabei ist, dass er Kitzel und Drive nicht nur durch übliche Krimiingredienzien wie tot aufgefundene Lebewesen - zunächst Seehunde, dann Kongressteilnehmer - oder das Wiedersehen des Ich-Erzählers Miguel DeBlast mit seiner Jugendliebe Ana und seinem alten Rivalen, dem Linguisten Naum erzeugt (Nahezu von Anfang an hatte sich zwischen uns eine unsichtbare Rivalität ergeben, eine Musik, die aus der Ferne klang und die sonst niemand hörte, die uns beiden aber bewusst war), sondern auch und gerade durch inhaltliche Finessen der vorgetragenen Kongressthemen.
Eine weitere wunderbare Eigenart dieses kleinen, nur 150 Seiten starken Romans ist das zwanglose Ineinanderweben von einer kristallklaren, nie manierierten Sprache mit einem klassischen Kriminalplot einerseits und mit fantastischen surrealen Hinter- und Untergründen andererseits. Weder oktroyiert De Santis dem Leser ein konstruiertes fantastisches Gedankengebäude auf noch flüchtet er sich in nebulöse Andeutungen. Er bleibt direkt und eindeutig - auch da, wo er die Grenzen vertrauter Realität überschreitet - und schafft so nahezu unmerklich eine eigentümlich faszinierende Verquickung verschiedener Welten.
In Argentinien und zunehmend auch in Spanien genießt De Santis, der sich auch als Fernseh-Drehbuchautor und als Autor von Jugendbüchern und Büchern über Comics betätigte, längst größte Anerkennung. Vor allem mit seinem Landsmann Jorge Luis Borges wird er in Verbindung gebracht, aber auch mit Poe, Lem und Kafka. Mit Die Übersetzung ist er erstmals auf deutsch erschienen. Im Frühjahr 2002 wird ein weiterer Roman von ihm beim Unionsverlag veröffentlicht werden: Filosofía y Letras, eine leicht kafkaeske Intrige über ein angeblich in den Trümmern eines Universitätsgebäudes verschollenes literarisches Werk.
Nicht
zuletzt ist De Santis ein Meister von letzten Sätzen, mit denen
er seine Kapitel beschließt. Lassen wir ihn nochmals selbst zu
Wort kommen - etwa vor Antritt seiner Reise zum Kongress, neben seiner
Frau liegend, in Gedanken schon bei seiner Jugendliebe Ana, deren Name
er auf der Teilnehmerliste gelesen hatte.
Beide
konnten wir nicht sofort einschlafen; jeder hörte die Bewegungen
und Drehungen des anderen im stillen Tanz der Schlaflosigkeit. Ich legte
meinen Arm auf sie, und ich glaube, sie ist dann eingeschlafen; ich
nicht. (2. Kapitel)
Oder
unmittelbar nach seinem Vortrag, zurück auf seinem Zimmer, noch
sinnierend über Kabliz, über den er gerade referiert hatte,
und gepeinigt von seinem ständigen Begleiter, dem Kopfschmerz.
Im
Grunde hielt er (Kabliz) ihn (den Kopfschmerz) für ein Zeichen
von Gesundheit, das Zeichen des Neurotikers in einer Welt, in der die
Psychotiker immer mehr werden. Durch die Spalten zwischen den Vorhängen
drang ein unbedeutendes, aber unerträgliches Licht ein; ich steckte
den Kopf unters Kissen und ließ den Schlummer sich mit dem Schmerz
auseinander setzen. (6. Kapitel)
Bücher neu und gebraucht bei amazon.de |
|
|
Bücher gebraucht oder neu bei booklooker.de |
Ihr Kauf bei unseren Shop-Partnern sichert das Bestehen dieses Angebotes.
Danke.
Weitere Titel von und Rezensionen zu Pablo De Santis
Weitere Rezensionen in der Kategorie: Roman
Pablo De Santis: Die Übersetzung
Buy Pablo De Santis: Die Übersetzung at Amazon.com (USA)
carpe librum ist ein Projekt von carpe.com und © by Sabine und Oliver Gassner, 1998ff.
Das © der Texte liegt bei den Rezensenten. - Wir vermitteln Texte in ihrem Auftrag. - librum @ carpe.com
Impressum -- Internet-Programmierung: Martin Hönninger, Karlsruhe -- 19.06.2012