Margriet de Moor

Der Virtuose

Roman. Carl Hanser Verlag, München. ISBN: 3-446-17869-4

Margriet  de Moor: Der Virtuose

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Welch exotisches Ambiente, welch üppige Interieurs werden in diesem Roman aufgeboten, welche Recherche am historischen Detail, welche Begeisterung an der erotischen Phantasie - und wie wenig überzeugend ist das Ergebnis: nach ihrem vielversprechenden Debüt "Erst grau dann weiß dann blau" hat sich die niederländische Autorin Margriet de Moor in ihrer neuen Erzählung "Der Virtuose" viel vorgenommen, von dem sie das wenigste einlöst.
Vorgenommen hat sie sich nicht nur eine Liebesgeschichte, die den modernen Leser mit Befremdung kitzeln soll: die leidenschaftliche Verbindung zwischen einer jungen, schönen, verheirateten Adligen mit einem stimmlich begnadeten Kastraten, Mitte des 18. Jahrhunderts in Neapel. Vorgenommen hat sie sich auch die Form des historischen Romans, die sie wählte, um die Epochenwende zwischen Barock und Aufklärung zu thematisieren, die ihr im Gegensatz zwischen "italienischem", verzierten, manierierten und "französischem", einfachen, vom Kontrapunkt sich abwendenden Musikstil erscheint. Dieses Symbol für den europäischen Umbruch, die Jahre, in denen sich entschied, daß sich die schönen Zeiten verschwenderischer feudaler Prachtentfaltung ihrem Ende zuneigen und sich stattdessen die Aufklärung mit ihrer nachträglich bekanntgewordenen Dialektik vollziehen sollte, bildet die Folie für das individuelle Schicksal der ebenso sinnlichen wie gebildeten Carlotta, die wegen der Schönheit seiner Stimme für den Sopran Gasparo entbrennt, mit ihm reist und ihn schließlich an einen jungen Sänger verliert.
Für all das gibt sich die Autorin 166 vergleichsweise kleinformatige Buchseiten Platz. Und das ist deutlich zu wenig, um all die Probleme, Motive und Charaktere mehr als nur anzureißen. Einerseits. Andererseits wird auch dem geneigten Leser die x-te Beschreibung des phantasiefordernden Liebesspiels mit einem zwar ungeheuer schönen, aber eben gehandicapten Mann wie Gasparo dann doch zu viel.
Als Roman möchte man die Reihe der Szenen, aus denen die Erzählung sich zusammensetzt, kaum bezeichnen. Dabei sind die Einzelheiten gekonnt beschworen. Die Könnerschaft jedoch stellt sich ähnlich selbstverliebt aus, wie es der Gesangsvirtuose mit der Kunstfertigkeit seiner Verzierungen tut. Der Leser lernt viel über die Gesetze des Belcanto und darüber, wie die betuchten Neapolitaner sich kleideten, was sie aßen, sogar, wie sie ihre diversen Geschäfte verrichteten. Er erfährt vielleicht auch noch einiges Erhellende über die Zungenfertigkeit, deren die Kunst des Gesangs wie die des Kusses bedarf. Die ganze historisch-erotische Requisitenkammer aber erscheint seltsam selbstzweckhaft und meist eher schwül oder von kalter Pracht als prickelnd.
Das ist schade; die eher skizzenhafte, unaufdringliche Andeutungskunst in der Zeichnung einzelner zwischenmenschlicher Momente, die vom Bombast der angewandten Kulturwissenschaft unbelastet scheinen, erinnert an das, was Margriet de Moor eigentlich kann.

Julia Schröder






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