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Welch exotisches Ambiente, welch üppige Interieurs werden in diesem
Roman aufgeboten, welche Recherche am historischen Detail, welche Begeisterung
an der erotischen Phantasie - und wie wenig überzeugend ist das Ergebnis:
nach ihrem vielversprechenden Debüt "Erst grau dann weiß dann
blau" hat sich die niederländische Autorin Margriet de Moor in ihrer
neuen Erzählung "Der Virtuose" viel vorgenommen, von dem sie das
wenigste einlöst.
Vorgenommen hat sie sich nicht nur eine Liebesgeschichte, die den modernen
Leser mit Befremdung kitzeln soll: die leidenschaftliche Verbindung zwischen
einer jungen, schönen, verheirateten Adligen mit einem stimmlich begnadeten
Kastraten, Mitte des 18. Jahrhunderts in Neapel. Vorgenommen hat sie sich
auch die Form des historischen Romans, die sie wählte, um die Epochenwende
zwischen Barock und Aufklärung zu thematisieren, die ihr im Gegensatz
zwischen "italienischem", verzierten, manierierten und "französischem",
einfachen, vom Kontrapunkt sich abwendenden Musikstil erscheint. Dieses
Symbol für den europäischen Umbruch, die Jahre, in denen sich
entschied, daß sich die schönen Zeiten verschwenderischer feudaler
Prachtentfaltung ihrem Ende zuneigen und sich stattdessen die Aufklärung
mit ihrer nachträglich bekanntgewordenen Dialektik vollziehen sollte,
bildet die Folie für das individuelle Schicksal der ebenso sinnlichen
wie gebildeten Carlotta, die wegen der Schönheit seiner Stimme für
den Sopran Gasparo entbrennt, mit ihm reist und ihn schließlich an
einen jungen Sänger verliert.
Für all das gibt sich die Autorin 166 vergleichsweise kleinformatige
Buchseiten Platz. Und das ist deutlich zu wenig, um all die Probleme, Motive
und Charaktere mehr als nur anzureißen. Einerseits. Andererseits
wird auch dem geneigten Leser die x-te Beschreibung des phantasiefordernden
Liebesspiels mit einem zwar ungeheuer schönen, aber eben gehandicapten
Mann wie Gasparo dann doch zu viel.
Als Roman möchte man die Reihe der Szenen, aus denen die Erzählung
sich zusammensetzt, kaum bezeichnen. Dabei sind die Einzelheiten gekonnt
beschworen. Die Könnerschaft jedoch stellt sich ähnlich selbstverliebt
aus, wie es der Gesangsvirtuose mit der Kunstfertigkeit seiner Verzierungen
tut. Der Leser lernt viel über die Gesetze des Belcanto und darüber,
wie die betuchten Neapolitaner sich kleideten, was sie aßen, sogar,
wie sie ihre diversen Geschäfte verrichteten. Er erfährt vielleicht
auch noch einiges Erhellende über die Zungenfertigkeit, deren die
Kunst des Gesangs wie die des Kusses bedarf. Die ganze historisch-erotische
Requisitenkammer aber erscheint seltsam selbstzweckhaft und meist eher
schwül oder von kalter Pracht als prickelnd.
Das ist schade; die eher skizzenhafte, unaufdringliche Andeutungskunst
in der Zeichnung einzelner zwischenmenschlicher Momente, die vom Bombast
der angewandten Kulturwissenschaft unbelastet scheinen, erinnert an das,
was Margriet de Moor eigentlich kann.
Julia Schröder
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Danke.
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