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Gleich mit seinem ersten Roman "Also sprach Bellavista" landete der Neapolitaner Luciano De Crescenzo einen Bestseller. Konzentriert hat sich De Crescenzo danach auf Bücher über die Philosophie und die Literatur der Antike, allesamt griffen sie auf humoristische Weise Motive und Literatur, z.B. den "Illias" oder die "Odyssee" auf.
"Zio Cardellino. Der Onkel mit dem Vogel" hat dagegen nichts mit Philosophie oder antiker Literatur zu tun, jedenfalls nicht direkt. Der 1988 erschienene Roman spielt in einer IBM-Filiale. Ein gewisser Doktor Perrella wird in die Abteilung Absatzplanung zur IBM von Neapel nach Mailand versetzt. Gleich bei seiner Ankunft fällt er unangenehm auf: Er läßt durchblicken, daß es ihn nicht interessiert, Karriere zu machen. Sein Kollege ist entsetzt: Dieser Gedanke erschüttert die heiligsten Grundwerte der erfolgreichen Firma. Wozu plage man sich denn als Direktor oder Manager ab, wenn es die hierarchisch niedriggestellten Kollegen überhaupt nicht interessiert, dem Vorgesetzten oder sogar dem obersten Chef nachzueifern, um irgendwann selbst so eine Position zu erreichen. Auch mit anderen Gepflogenheiten hat Perella so seine Probleme. In der ersten Direktionssitzung seiner Abteilung beginnt Perella wie von selbst zu zwitschern. Als sich das harmlose Vogelgezwitscher fortsetzt und zum festen Bestandteil der Abteilung wird, beginnt die Firma zu rotieren. Weil ein Mitarbeiter gegen die allgemeinen Konventionen verstößt, geraten Grundwerte ins Wanken, Direktoren diskutieren den Ernst der Lage. Ungehorsam, Geisteskrankheit, ja sogar Industriespionage spuken in den Köpfen der Vorgesetzten herum. Die Situation wird vollends grotesk, als man in der Firmenleitung überlegt, Perella mit 100 Millionen Lire Abfindung zu entlassen, wenn er von sich aus die Kündigung einreicht.
Der Roman "Zio Cardellino. Der Onkel mit dem Vogel" entlarvt durch eine harmlose Geste blinden Anpassungsdruck, Konventionen und Uniformität. Schließlich leidet Perellas Arbeit nicht unter seinem Tick, zu einer echten Besorgnis bestände also eigentlich kein Anlaß. Überspitzungen, die bisweilen ins Groteske gehen sind kennzeichnend für de Crecendos Beschreibungen. Ein harmloser Anlaß reicht hier offenbar aus, um auf Regeln und Verhaltensmuster fixierte Menschen aus dem Konzept zu bringen.
De Crescenzo war übrigens vor seiner zweiten Karriere als Schriftsteller selbst IBM-Manager - er weiß also, wovon er schreibt. "Zio Cardellino. Der Onkel mit dem Vogel" ist eine spaßige Abrechnung mit den Konventionen und der hohlen Idiotie eines auf Karriere und Statusdenken ausgerichteten Unternehmens. Sicherlich hätte man sich zur Entlarvung dieser Firmenphilosophie etwas mehr einfallen lassen können als gerade das unsinnige Vogelgezwitscher eines Abteilungsleiters. So bleibt das Buch auch immer eher humoristisch, man liest es zwar nicht ohne Schadenfreude und es macht Spaß, daß die IBM-Philosophie auf den Kopf gestellt wird, andererseits ist "Zio Cardelliono. Der Onkel mit dem Vogel" sicherlich keine Satire und schon gar keine bissig-bösartige Abrechnung mit kapitalistischen Werten. Immerhin ist De Crescenzo ein recht geistreich geschriebener grotesker Spaß gelungen, vielleicht sogar ein wenig Anarchie.
Christoph Steven
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Danke.
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