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"Zu Anbeginn der
Zeit, lange ehe die Urväter von Styrikum in Felle gehüllt und mit Keulen
bewaffnet aus den Bergen und Wäldern von Zemoch auf die Ebenen von Mitteleosien
schlurften, hauste in einer Höhle, tief unter dem ewigen Schnee Thalesiens, ein
zwergenwüchsiger, missgestalteter Troll namens Ghwerig. (…) …der Stein, der von
tiefstem Saphirblau war, besaß die Form einer Rose. Er gab ihm den Namen
Bhelliom, Blumenstein, und er glaubte, dass die Kraft dieser edlen Saphirrose
jeden Wunsch zu erfüllen vermochte."
So beginnt die Vorgeschichte des ersten Bandes der Elenium-Trilogie, "Der Thron
im Diamant". David Eddings schrieb diese parallel zu den letzten Bänden der
Malloreon-Saga 1989 (Der Thron im Diamant), 1990 (Der Ritter vom Rubin) und 1991
(Die Rose aus Saphir). Unverkennbar die Quelle der Inspiration, der Bhelliom und
Ghwerig könnten auch der Meister-Ring und Gollum sein. Allerdings hat Eddings
nicht kopiert, sondern nur die besten Stücke aus Artussage, dem Herrn der Ringe
und anderen Sagen in eine eigenständige Geschichte übertragen.
Die Elenium-Trilogie lebt von ihren stolzen Rittern und Recken – und ebenso
üblen Schurken. Der Held Sperber gehört einem kirchlichen Ritterorden an, der
sich an den legendären Templern orientiert. Um das Mittelalter mit einer
gehörigen Portion Romantik und Hexerei wiederaufleben zu lassen, wird der
Bhelliom erst einmal zum Heilmittel für die sterbende Königin Eleniens
degradiert: Diese wurde auf Geheiß des Primas Annias mit dem tödlichen Gift
Darestim vergiftet. Nur dank des Eingreifens des pandionischen Hochmeisters
Vanion und der styrischen Zauberin Sephrania kann ihr Leben vorerst gerettet
werden:
Zwölf Ritter verpfänden ihr Leben, um das ihrer Königin in einem unzerstörbaren
Diamant zu bewahren, bis ein Heilmittel gefunden werden kann. Der Haken: Der
Zauber hält höchstens ein Jahr, und jeden Monat muss einer der Ritter sterben…
Der durch eine Intrige exilierte Sperber kehrt zurück an den Königshof, um seine
Aufgabe als Streiter der Königin – Sir Lancelot lässt grüßen – wieder
aufzunehmen. Er macht sich mit zahlreichen Gefährten, vom edlen Ritter über den
gewitzten Dieb bis hin zur liebenswerten Mystikerin Sephrania auf die Suche.
Bald stellt sich heraus: Nur ein magisches Artefakt höchster Macht kann Ehlanas
Leben retten und dadurch die Machtübernahme des Primas verhindern. Der lange
verschollene Bhelliom muss wiedergefunden werden… doch nicht nur Sterbliche
suchen ihn, die jungen Götter von Styrikum und die alten Trollgötter haben
ebenfalls ihre eigenen Pläne mit dem magischen Juwel.
Klassischer geht es kaum – High Fantasy wurde durch Eddings geprägt. Etliche
seiner Ideen wurden geklaut und zu einer dadurch natürlich nicht völlig neuen
Geschichte verbunden. Rittertum, Kirche, Minne, Hexerei, Diebe und Meuchler –
der Einfluss des Hochmittelalters ist unverkennbar, und gibt dem Buch Charme und
Glanz. Eddings geizt auch nicht mit Humor: Ritter Sperber, im englischen
Original "Sparhawk", insofern ist mir der etwas seltsame deutsche Name doch
lieber, hat ein bissiges Streitross und eine gebrochene Nase, plus einen etwas
kernigeren Charakter als der edle Sir Lancelot. Seine Begleiter stehen da kaum
nach, Sephrenia ist eine liebenswertere Variante seiner bekannten Zauberin
Polgara, und Königin Ehlana darf im ersten Band eingeschlossen in Diamant
warten, bis Sperber sie erlöst, wie Schneewittchen im Glassarg. Der Bastard
seines Knappen Kurik ist der obligatorische smarte Dieb, mit Bevier ist ein
überkorrekter und weltfremd frommer Ritter aufgeboten, der nicht gegensätzlicher
zu Sperbers Erzfeind Martel, einen vom Orden verstoßenen, gefallenen Ritter,
sein könnte.
Die Abenteuerfahrt durch die Wüsten von Rendor, düstere Städte und Sumpfgebiete
führt im ersten Band noch nicht zum Ziel, erst in den Folgebänden wird man den
Bhelliom in einer Trollhöhle finden und Ehlana heilen können - hier ist
normalerweise das Happy End erreicht, Eddings setzt hier noch einen drauf - wie
ich schon sagte, es gab mehrere Interessenten am Bhelliom…
Die Elenium-Saga hat mir wegen ihres stark mittelalterlich-märchenhaften
Einschlags gefallen; ebenso sind die Hauptfiguren einfach liebenswert, besonders
Sephrenia. Leider sind alle Figuren mehr oder minder klischeehaft, vor allem
entwickeln sie sich nicht weiter. Hier erkennt man auch das Alter der Geschichte
(1989): Es gibt ganz klar das Gute und das Böse, alle Figuren bleiben von Anfang
bis Ende unverändert. Deshalb verliert sich der Charme der Charaktere spätestens
im zweiten Band, es kommt einfach nicht mehr viel Neues hinzu. Faszinierende
Entwicklungen vom Buhmann bis hin zum Sympathieträger, wie bei einem Jaime
Lannister von George R.R. Martin, so etwas bietet Eddings einfach nicht. Das
führt dann auch dazu, dass, sobald die Figuren an Glanz verlieren, die Story
einfach nicht mehr begeistern kann, dazu ist sie viel zu simpel und linear.
Keine verschlungenen Intrigen, wenig Raum zum Spekulieren. Eddings pflegt wie
schon in der Belgariad-Saga einen sehr dialoglastigen Stil, verzichtet
weitgehend auf detaillierte Beschreibungen, was ich nicht negativ meine. Das
Szenario und sein Stil regen die Phantasie an, weshalb die laut Buch eindeutig
schwarzen Rüstungen der Pandioner in meiner Vorstellung zu glänzend silbernen
Harnischen mutierten – es passte einfach besser in mein Bild dieser Welt. Mehr
hätte Eddings aus der Tatsache machen können, dass die elenischen Ritter, um
ihren schweren Aufgaben nachzukommen, von styrischen Hexern in der Zauberei
unterrichtet werden – obwohl der Glaube an die Götter Styrikums als Ketzerei
gilt. Hier hatte ich auf Konflikte gehofft, ärgerlicherweise blendet Eddings die
Vorbehalte der Kirchenfürsten stets aus, wenn es ihm in den Kram passt und es
für die Handlung nötig ist. Das Buch ist übrigens ziemlich brutal: Von lebendig
einmauern bis hin zu foltern, vergewaltigen und einfach mal so hilflos verrecken
lassen – Eddings ist im ersten Band schon brutal und steigert sich bis zum
letzten hin noch einmal drastisch, was mich sehr gewundert hat, in der
zeitgleich geschriebenen Malloreon-Saga hält er sich in dieser Hinsicht sehr
zurück.
Ein Lob verdient auch die Übersetzung, bis auf den kaum annehmbar übersetzbaren,
seltsamen Namen Sperber (Sparhawk) ["Sparhawk" leitet sich von "sparrow hawk"
her, was wiederum "Sperber" bedeutet und ist damit tatsächlich eigentlich ebenso
wenig übersetzbar wie Sir Lancelot (lance-a-lot), Anm. d. Lektors] stimmt alles,
auch sind die Bücher besser lektoriert als die Belgariad- und Malloreon-Saga,
sie enthalten kaum Tipp- oder Flüchtigkeitsfehler wie die genannten Werke. Die
Titelbilder sind eine Klasse für sich: Besonders das Titelbild des ersten
Bandes, die in Diamant eingeschlossene Königin Ehlana, hat mir gefallen. Karten
begleiten fast jedes Kapitel, inklusive einer großen Übersichtskarte auf den
ersten Seiten oder auf der Innenseite des Einbandes, je nach Version:
Die Trilogie ist als Sammelband "Elenium" erschienen, etwas schöner und
luxuriöser sind die schwer erhältlichen Hardcover. Als Taschenbuchausgabe
existiert eine mit silbernen Lettern versehene und etwas größer formatierte
Jubiläums-Edition, sowie die kleinen, schlichten Taschenbücher, auf denen die
Titelbilder verkleinert und mit hässlich bunter Schrift bedeutend weniger schön
abgedruckt sind.
"Der Thron im Diamant" bietet eine spannende, abwechslungsreiche
Abenteuergeschichte mit liebenswerten Charakteren. Eine besonders originelle
Story sucht man jedoch vergebens, die Figuren wirken auch etwas altbacken. Die
Trilogie ist abgeschlossen und mit der Tamuli-Saga ist eine bereits ebenfalls
fertige Fortsetzung erschienen. Viel komplexer und moderner ist George R.R.
Martin's "Lied von Eis und Feuer" – dennoch kann ich die Elenium-Trilogie und
besonders den ersten Band, "Der Thron im Diamant", den ich für den besten halte,
empfehlen.
Homepage des Autors:
http://www.eddingschronicles.com/
Michael Birke [24.01.2004]
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Danke.
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