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Herbst 1939.
Die Deutschen sind in Polen einmarschiert, in New York findet die
Weltausstellung statt und in einer Kleinstadt in Minnesota wird
eine junge Tänzerin ermordet. Die Ermittlungen leitet der Police
Lieutenant Wesley Horner - ein gebrochener Mann, seit seine Tochter
vor fünf Jahren verschwand und kurze Zeit später seine
Frau an Krebs verstarb.
Horners Ermittlungen führen ihn zu Herbert White, einen Stammgast
des Tanzlokals Aragon, in dem das ermordete Mädchen gearbeitet
hatte:
"Als Wesley Horner zusammen mit seinem Kollegen in der Nähe
von Seven Corners im White Castle einkehrte, sah er den Mann zum
ersten Mal. Der rundliche und glatzköpfige Mann saß wie
ein Ei im Becher an der Theke und aß hintereinander drei Hamburger,
nachdem er jedes Mal die Gurkenscheiben säuberlich entfernt
und auf den Unterteller seiner Kaffeetasse gelegt hatte. Er aß
langsam, fast schon genießerisch. Die Hände waren wulstig,
aber dennoch wohlgeformt. Nachdem er den letzten Hamburger verzehrt
hatte, trank er noch seinen Kaffee aus und griff nach dem steifen
Hut, den er auf der Theke abgelegt hatte. Er stand auf, wobei er
mit einer vehementen Bewegung aufwärts wippte wie ein Wrackteil
auf der Meeresoberfläche, nickte der Kellnerin zu, legte einen
Vierteldollar hin und verzichtete schüchtern winkend auf sein
Wechselgeld. Er packte seine Einkäufe zusammen - eine Tüte,
die aus einem Buch- und Schreibwarenladen in St. Paul stammte, und
einen flachen, rechteckigen, kodakgelben Karton - und schlurfte
zur Tür, wobei er den Eindruck machte, als bestünde er
aus zwei nicht aufeinander abgestimmten Hälften. Er bewegte
sich wie ein Eselskarren mit ungleichen Rädern."
Die Vernehmung
Herbert Whites bringt den Polizisten Horner nicht weiter: White
gibt vor, unter einer seltenen Form des Gedächtnisschwunds
zu leiden: Klar erinnere er sich an das, was eben geschah, und an
Ereignisse, die länger als ein Jahr zurückliegen. Die
Zeit dazwischen allerdings ist ein einziger grauer Nebel. Mr. White
ist sich nicht mal sicher, ob er das getötete Mädchen
kannte. Er beteuert aber immer wieder, er könne sich nicht
vorstellen kann, zu einer derartigen Tat fähig zu sein.
Der sanftmütige Koloss, der in seiner naiv-freundlichen Offenheit
vielleicht ein wenig an Forrest Gump erinnert, schreibt Fanbriefe
an das Hollywood Starlet Veronica Galvin ("Seien Sie meiner
bewundernden und besten Grüße versichtert") und
trifft sich gerne privat mit den Mädchen des Aragons, um sie
zu fotografieren. Um den Tücken seines Gedächtnisses zu
entgehen, sammelt Herbert White Zeitungsartikel und klebt diese
sorgfältig in Alben ein. Und Mr. White ist ein geflissentlicher
Tagebuchschreiber, der mit den Eintragungen gegen sein Vergessen
kämpft.
Als wenig später eine zweite Tänzerin aus dem Aragon ermordet wird, scheinen auch für den Polizisten Wesley Horner alle Fakten gegen Herbert White zu sprechen: White hatte die Ermordete zweifelsfrei gut gekannt, wurde in der unmittelbaren Nähe des Tatortes gesehen, und hatte selbst in sein Tagebuch eingetragen, er "habe Schönheit in Schande verwandelt". Alle Zweifel an Whites Schuld scheinen endgültig ausgeräumt, als es einem Kollegen Horners gelingt, White zu einem Geständnis zu bewegen (der Originaltitel lautet "Mr. Whites Confession").
Robert Clark,
so war zu lesen, ist 1997 zum Katholizismus konvertiert. Nun ist
"Das Verbrechen des Mr. White" alles andere als ein religiöser
Erbauungstext. Clarks Roman ist weit jenseits aller Formelhaftigkeit,
die vielen Werken des Genres zu eigen sind, und dadurch dringt er
in die tieferen Gehirnschichten seiner Leser ein. Clark erzählt
die Geschichte auf zwei Ebenen: Als neutraler Erzähler beschreibt
Clark das Geschehen von außen, und wir schauen dem Polizisten
Wesley Horner über die Schulter. In den Tagebucheintragungen
Herbert Whites hat der Leser einen unmittelbaren Blick von innen.
Aber wie authentisch sind die Notizen des Mr. White? Verbirgt sich
in dem gutmütigem Riesen doch ein Monster?
Eine wunderschöne Geschichte, die einem das Herz zudrückt.
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Danke.
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