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Große Freude: Der
"Meteor" ist eingeschlagen!
Nach Dan Browns Bestseller "Illuminati" wurde nun auch "Deception Point" ins
Deutsche übersetzt. Der Vorgänger konnte mit einem Mix aus Rätseln, uralten
Mythen und Glauben sowie den Gegensätzen zu moderner Forschung und Technik
begeistern.
Nun lässt es Brown in der Arktis krachen – wird der "Meteor" in der Eiswüste
erneut Begeisterungsstürme entfachen? Die Erwartungshaltung der Fans legt nach "Illuminati"
die Messlatte sehr hoch…
Die NASA ist wie alle Regierungsbehörden nicht gerade ein Muster an Effizienz
und Wirtschaftlichkeit. Senator Sedgewick Sexton, im Aufwind befindlicher
Präsidentschaftskandidat, nutzt sie als Thema seiner Wahlkampfkampagne: Der
amtierende Präsident Herney ist bekannt als starker Befürworter der
Weltraumforschung. Leider hat die NASA in letzter Zeit eine Serie von
katastrophalen Fehlschlägen aufs Parkett gelegt, welche die öffentliche Meinung
zu Gunsten Sextons und der hinter ihm stehenden Space Frontier Foundation
beeinflusst haben. Diese möchte die staatliche Erforschung hinter kommerzielle
Aspekte der Nutzung des Weltraums stellen – die staatlichen Gelder sollen
stattdessen in Bildung und Erziehung sowie andere chronisch untersubventionierte
Gebiete fließen.
Dem Präsidenten kommt der Zufall zur Hilfe: Die NASA entdeckt im Milne-Schelf
der Arktis einen Meteoriten. Nichts Besonderes, wären da nicht die zahlreichen
enthaltenen Fossilien… der Beweis für außerirdisches Leben! Eine Entdeckung von
unschätzbarer Bedeutung.
Herney nutzt die Gunst der Stunde: Er ordnet Geheimhaltung an und lässt eine
Filmdokumentation erstellen, die nach seiner Ansprache ausgestrahlt werden und
Sexton vernichtend aus dem Rennen schlagen soll. Als besonderen Clou darf dessen
Tochter Rachel, die für das National Reconnaissance Office arbeitet, als
"neutrale" Beobachterin ihrem Vater das politische Grab schaufeln…
Soweit der Plan. Die Realität sieht anders aus: Etwas stinkt nach Verrat im
ewigen Eis…
Noch bevor Rachel zum Fundort des Meteors gebracht wird, werfen Elitesoldaten
der Delta Force einen kanadischen Geologen mitsamt seinen Huskies aus ihrem
Hubschrauber in eine Gletscherspalte…
Die Bühne ist bereitet, die Show kann beginnen. Warum musste der Forscher
sterben? In wessen Auftrag handelten die Soldaten? Viele Spuren, denen der Leser
nachgehen kann. Erst hatte ich Sexton im Verdacht, dann den Präsidenten, dann
wieder andere… Brown legt hier meisterlich Köder für den Leser aus.
Leider blieb mir der Fisch im Hals stecken: Bald lässt Brown technisches Gerät
auffahren, das wohl sogar Bond's Cheftüftler Q eine Spur zu futuristisch wäre.
An Ian Fleming's klassische Bondromane erinnert auch die Anwendung desselben
durch die bösen Jungs – bald jagen sie Rachel und ihren neuen Freund, einen
gutaussehenden Meeresbiologen, bis ins Eismeer und schaffen es einfach nicht,
sie umzubringen.
Rachel wird übrigens von einer F-14 in die Arktis geflogen und auf einer
Eisscholle treibend von einem U-Boot gerettet… die Delta Force bewegt sich mit
einem ca. sechsfach überschallschnellen Jet zurück nach Washington und benutzt
auch sonst selbst für jede Kleinigkeit High-Tech. Ein bisschen zu dick
aufgetragen für meinen Geschmack.
Ms Rachel Sexton wird uns detailliert als hübsch, modisch und nett vorgestellt,
dasselbe gilt für ihren ansonsten total unwichtigen Lover, Präsident Herney wird
als sympathischer Landesvater und Papa Sexton als fieser Opportunist und
Populist dargestellt. Hier tragen die Bösewichte graue Mäntel und schwarze Hüte,
sehr zuvorkommend, Mr. Brown!
Obwohl Politik nicht mein Genre ist, konnte der Roman hier punkten: Die einzige
Figur mit einer gewissen Charakterentwicklung ist Sextons persönliche Referentin
Gabrielle Ashe, die dieser natürlich bereits "clintonized" hat. Sie soll ins
Lager des Präsidenten wechseln, zweifelt aber und traut bald keiner Seite in
diesem Spiel mehr.
Ansonsten bleiben alle Figuren eindimensional blass, der Roman lebt von seiner
durchgehend spannend erzählten Story, die immer wieder überraschende Wendungen
bietet, was einen guten Thriller auszeichnet. Brown demonstriert erneut, dass
sein packender Erzählstil keine Eintagsfliege war.
Seine Recherche war aber diesmal nicht gerade hervorragend: Von der Flut genial
kombinierter Fakten bei "Illuminati" blieb nicht allzu viel übrig. Das Heer von
Experten hätte sich einige Details um den Meteor sehr einfach erschließen
können, mehr erzähle ich aber hier nicht dazu. Auch biegt Brown die Fakten der
Realität diesmal wesentlich stärker, um sie in den Roman einzupassen – eben mit
der Brechstange, wenn es sein muss.
Die Auflösung, wer der geheime Drahtzieher hinter den Aktionen der Delta Force
ist, und warum diese im Gebiet des Meteors aktiv wird, enttäuscht leider
ebenfalls, da sie nicht unbedingt nachvollziehbar konstruiert ist.
Fazit: Leider nicht der erhoffte Knaller, der Steinbrocken säuft im Eismeer ab.
Spannung und einen sehr guten und flüssigen Erzählstil findet man wieder,
überzeugen kann der Roman wegen seiner Schwarzweißmalerei und dem für einen
Thriller viel zu simplifizierten Politschema dennoch nicht. Die unnötigen
Technikspielereien und sonstige an Mr. Bond erinnernde Anleihen kommen leider
ohne den augenzwinkernden Charme, der denselben auszeichnete, nicht gut rüber.
Dan Brown kann es besser: In "Sakrileg" wird Robert Langdon aus "Illuminati"
reaktiviert und darf wieder in Kunst, Kultur, Geschichte und Wissenschaft Rätsel
und Intrigen lösen. Sein Eintopf aus Tom Clancy (Politik/Militär), Ian Fleming
(Bond) und Akte X (Aliens/Wissenschaft) hingegen ist zu unglaubwürdig und
konstruiert, um wirklich zu begeistern. Den Charme von Robert und Vittoria
konnten Rachel und Michael (Barbie und Ken?) auch nicht erreichen.
Ohne den Erfolg von "Illuminati" würde wohl niemand diesem Roman mehr als
Mittelmaß bescheinigen. Das soll nicht heißen, der Roman wäre schlecht: Es gibt
nur zahlreiche bessere, und nur Browns gefälligem Schreibstil ist zu verdanken,
dass er nicht vollends in der Masse untergeht.
Homepage des Autors:
http://www.danbrown.com
Michael Birke [15.12.2003]
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Danke.
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