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Unglaublich: Derrick
und Harry sterben doch. Nicht durch Schüsse, sondern an vergifteter Wurst.
Weil sie in ihrem zweiten Leben Hunde sind. Wo anders könnte das passieren
als in Wolfgang Bortliks Neuling "Halbe Hosen". Wie schon der Vorgänger
"Wurst und Spiele" ist der Roman in der Schweizer Provinz angesiedelt.
Dort geben offenbar alte Frauen mit poppig gefärbten Haaren ihren kleinen
kackenden Ungeheuern die Namen ihrer Fernsehlieblinge. Der Hundemörder
Dickie Tarrach, ein alternder Provinzsurrealist, betreibt die finale Aktion
der Hundedezimierung nicht unbedingt, wie er glauben machen will, aus
Hass auf den zuerst geopferten Zwergpudel oder auf den Begleithund einer
Nazifrazze, sondern eher aus genereller Frustration über sein Dasein.
Beruflich als
Kulturjournalist nicht gerade erfolgreich, bleibt ihm nur, Hohn und Spott
etwa über den örtlichen Literaturbetrieb auszuschütten. Darüber hinaus
hat der Enddreißiger noch Ärger mit den alten Freunden und Streit mit
der als Musik-Managerin aufstrebenden Freundin Katharina. Aber was können
die Hunde dafür ? will man politisch korrekt wissen. Doch eine solche
Frage wird innerhalb der Handlung bewusst unterlaufen, Bortliks Figuren
bewegen sich lieber im Abseits. So etwa auch der für Tarrachs Bezirk zuständige
Polizeikommissar. Seine beruflichen Pflichten - die Lösung von Parkplatzproblemen
bei örtlichen Rock- und Esoterikveranstaltungen - schiebt er auf seine
Untergebenen, die nur Hampelmänner sind. Hauptsächlich versucht er seine
vermurkste Gegenwart mit Hilfe einer Fußballsammelbildchen-Selbsttherapie
zu retten, die ihn mit dem traumatisch gescheiterten Unterfangen in seiner
Jugend versöhnen soll, das entsprechende Album der ersten Bundesligasaison
nie komplettiert zu haben - gibt es ein schönere Metapher für das lächerliche
Scheitern im Leben eines Mannes ?
Jedoch vertraut Bortlik leider den erzählerischen Gemeinheiten gegenüber
seinen Figuren offenbar zu wenig und verfällt dem Hang zur gehäuften Wortspielerei,
der Suche nach sprachlichen Spitzfindigkeiten. Das Stilmittel führt einerseits
zwar ebenfalls zu einigen netten Effekten, wird aber andererseits überstrapaziert,
wirkt in der Permanenz dann zu krampfiggesucht. Dabei hätte die Story
auch so einen gesunden `Drive´: Die tragikomische Liebesgeschichte - tragisch
und komisch durch ihren Protagonisten Dickie, der wie die anderen männlichen
Figuren eigentlich Rotznase oder Dreikäsehoch geblieben ist - eine halbe
Hose eben -, sein Freundeskreis, eine Ansammlung weiterer mehr oder weniger
gescheiterter Selfmade-Randexistenzen, die durchgeknallten Polizisten,
sie alle bieten genug Komisches, ohne dass man durch Wortspiele permanent
zum `Aufhorchen´ gezwungen werden müsste.
Insgesamt sind
mit der Pop- und Rockmusik-Szene, der Verballhornung von Esoterik und
Literaturbetrieb, der dummen Polizei und dem dumpfe Nazi, den Drogen und
dem Fußball viele vermeintliche Garanten für einen erfolgreichen Roman
versammelt: Da bleibt es allerdings nicht aus, dass auf den 190 Seiten
nicht jeder dieser Erzählstränge richtig zur Geltung kommt.
Über solche Schwächen hinweg tröstet spätestens das furiose Finale. Die
Hauptfigur Tarrach wird "mit Sonnenbrille und Parka" zum provinziellen
Alter Ego des Travis aus Taxi Driver. Während eines Konzertbesuchs simuliert
er jedoch keinen Regierungsauftrag, sondern beobachtet der Rächer der
Entnervten das Ergebnis einer weiteren semi-finalen Maßnahme...
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