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Wiewohl also der
gute alte Eros für alle erzählten Schicksale den Nährboden
bildet, legt Birmajer weniger Wert auf die Schilderung der Triebfeder
selbst. Ihn interessieren die Begleiterscheinungen und die Folgen, ihn
interessiert, wie die Macht dieser archaischen Kräfte Menschen
aus der Bahn wirft.
Durch alle Geschichten zieht sich als roter Faden die Unmöglichkeit
von bleibendem Glück, überhaupt von bleibender Ver-Bindung.
Von Liebe ist ohnehin kaum die Rede, eher spricht aus allem die Unausweichlichkeit
von Katastrophen. Es sind auch bei Birmajer Katastrophen, aber er nimmt
ihnen viel von ihrem Katastrophengehalt, von ihrer oft zerstörerisch
erscheinenden Wirkung, er mildert sie ab. Stellt sie gleichberechtigt
neben die Modelle von Dauerhaftigkeit, nimmt sie hin als das was sie
sind: vorhanden, dem Menschen eingegeben.
Birmajers Kunst besteht darin, diese Grundthemen in höchst abwechslungs- und einfallsreiche Variationen zu kleiden: Ob er dabei selbstironisch über die Zunft der Freien Mitarbeiter frotzelt (Er noddete mit dem Kopf), ob er einen Reporter in die ländliche Provinz schickt, weil dort ein ganzes Dorf ein UFO landen gesehen habe will (Hoch hinaus), ob er den notorischen Fremdgeher Professor Lurek eine Tinktur erfinden lässt, mit der sich Karies ohne zahnärztlichen Eingriff behandeln lässt (Eloísa wusste es), oder gleichnishaft Marsmenschen auftreten lässt (Daher rührt all euer Unheil) oder ob er lakonisch die trostlose trunkene Atmosphäre des Ausgeschlossenseins auf einem Fest (Am Ende des Fests) beschreibt. Am stärksten vielleicht die letzte Erzählung Wünschen Sie eine weitere Transaktion von einem Fernsehmechaniker, der seinen Sohn durch Unfall verloren hat, über seine Sehnsucht das Geschehene rückgängig zu machen und über die geheimnisvolle Macht von Geldautomaten.
Die Souveränität und der untergründige Witz seiner Sprache, die federleichte Einbindung reflektierender Elemente und vor allem auch die Verneigung vor der Weiblichkeit erinnert an frühe Bücher von Milan Kundera. Marcel Birmajer erzählt gehaltvolle unsentimentale Geschichten, und er tut dies auf sehr erfrischende originelle Weise.
Textauszüge:
Ihre
Worte färbten sich mit jener Intimität, die von zwei Menschen
ausgeht, die sich mitten in der Nacht zu ungewisser Stunde über
nichts Bestimmtes unterhalten.
(Aus: "Hoch hinaus")
Sie
(die festangestellten Redakteure, Anm.) wissen nicht mehr als ein freier
Mitarbeiter, sogar viel weniger. Sie können auch nicht so gut schreiben
wie ein freier Mitarbeiter. Sie schöpfen häufiog noch nicht
einmal das Halbwissen aus, das sie über eine Handvoll Themen besitzen,
Aber sie sind auf der guten Seite geboren worden. Sie sind genetische
Glücksfälle. Bei der Aufteilung der Schicksale haben sie es
gut getroffen. So etwas kommt vor. Gott ist nicht ungerecht: Wären
alle Menschen auf der Welt glücklich, gäbe es keinen Platz
für die Literatur...
...Der ärgste Feind eines freien Mitarbeiters ist seine eitle Hoffnung,
dass er es zu mehr bringen könnte. Und dennoch, es kommt immer
wieder einmal vor. Das sind seltene Ausnahmen, nicht häufiger,
als wenn Tote wieder lebendig werden. Und ähnlich wie bei Wiederauferstandenen
ist ihr Erfolg zumeist ungewiß.
(Aus: "Er noddete mit dem Kopf")
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