Gioconda Belli

Wenn du mich lieben willst

Lyrik. Peter Hammer, 163 Seiten.

Gioconda  Belli: Wenn du mich lieben willst

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"Bibel:

Meine Hände seien wie Ströme / In deinem Haar. / Meine Brüste wie reife Orangen. / Mein Leib ein warmes Gefäß für deine Männlichkeit. / Meine Beine und Arme seien wie Tore, / wie Häfen für deine Gewitter. / Mein Haar wie die Baumwollblüte. / Mein Körper sei eine Hängematte für den deinen, / mein Geist dein Krug, / dein tiefer Weg."

Man hat die Gedichte von Gioconda Belli gefeiert als sinnliche Dokumente weiblicher Lebenslust. Sie schrieb so über Männer, wie früher nur Männer über Frauen geschrieben hatten. Die Poetin aus dem katholischen und zugleich revolutionären Nicaragua rühmte die Liebe im Ton des biblischen Hohen Liedes, in wollüstigen, gierigen Rhythmen des Fleisches. Doch sie wollte auch einen geistigen Durst löschen, und dieser Anspruch stand außerhalb ihrer Heimat immer im Schatten ihrer erotischen Ausstrahlung. Zu Unrecht, denn ihr Engagement als Frau, Dichterin und Soldatin hatte ein- und dasselbe Ziel.

Das wird besonders deutlich in dem neuen Buch "Wenn du mich lieben willst". Da sind ihre schönsten Liebesgedichte auf deutsch wieder erschienen, und auch die patriotischen, die kämpferischen. Und dann, im zweiten Teil des Buches, begegnet der Leser einer ganz neuen Gioconda Belli. Bisher unveröffentlichte Texte ergänzen die früheren. Sie gehören dazu wie das Ausatmen zum Einatmen.

Nach wie vor geht es um schokoladebraune Frauen und Männer, den Kampf gegen die Ungerechtigkeit und für das Glück, um Lebenslust und die Schönheiten Nicaraguas. Die Liebe hatte in den früheren Versen dieser Frau etwas Verheerendes, vergleichbar mit Stürmen und Vulkanen. Sie hatte den Finger am Abzug, drang bekleidet mit Sprengstoff in Regierungsgebäude ein. Sie schrieb: "Zeugen wir Kinder, gebären wir / für jeden getöteten Mann und jede getötete Frau / hundert Kinder, die weiterkämpfen." Doch in der zweiten Lebenshälfte findet sie Töne, die ein sanfteres Licht auf die gewalttätigen Bilder der Leidenschaft werfen.

Gioconda Belli wurde 1948 in eine der reichen Familien Nicaraguas hineingeboren. Studiert hat sie in Spanien und in den USA. Mit 20 erhielt sie ihren ersten Lyrikpreis, mit 22 ging sie zu den Sandinisten, um den Diktator Somoza zu bekämpfen. Ab 1979, nach dem Sieg der Revolution, wurden ihre Gedichte weltweit bekannt. Das war vor AIDS und vor dem Niedergang des Sozialismus. Wer liest heute noch Liebesgedichte? Wer erinnert sich noch an die Jugendlichen aus ganz Europa, die in den Ferien als Erntehelfer nach Nicaragua gingen? Auch Gioconda Belli machte die Erfahrung der Lieblosigkeit im Namen der kollektiven Liebe.

Heute stellt sie fest: "Paradiese zu träumen ist leichter als sie zu bauen". Neue Kämpfe, mit denen niemand gerechnet hat, neue Produktionsverhältnisse, neue Liebesverhältnisse waren zu verarbeiten: Gefühle der Einsamkeit, Trauer, Enttäuschung und Müdigkeit fanden Eingang in ihre Verse – eine Folge der historischen Umstände und des Älterwerdens. Aber die Autorin reagiert nicht mit Resignation darauf, sondern mit poetischer Reife. Auf Ernüchterung antwortet sie mit Selbstironie. Freimütig, souverän und glaubwürdig bekennt sie, daß sie Luftschlösser baut. Daß sie gegen den Wind kämpft oder wie Don Quijote gegen Windmühlenflügel. Doch dann schreibt sie:

"Ich hinterlasse Nachtigallen auf deiner Haut / und lasse Kletterpflanzen wachsen / rings um deine fernen Nächte. / Die Spiralen der Zeit die entflieht / Bringen dir im Duft der Azaleen / Die Frau die gegen Penelope singt / Für einen tauben, fahrenden Odysseus."

Diese aufgeklärte Circe Südamerikas erklärt, sie habe eine Traumfabrik für Serienträume. Gerade im Zeitalter des Börsenfiebers und der Globalisierung sind ihre Beschwörungen Ausdruck einer Hoffnung, die Verheißung einer Alternative. Wahrhaftig, Gioconda Belli ist eine Träumerin, von der Liebe gezeichnet. Die nichts bereut und die ihrer wachsenden Angst vor Geburtstagen die Stirn bietet. Eine Frau mit allem Drum und dran. In einem Buch, das Mut macht. Widmar Puhl, SWR 2

 






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