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Dem Meer in die Augen schauen
'Es ist etwas, dem du nicht entkommen kannst. Das Meer. Das Meer betört, das Meer tötet, es ist anrührend und beängstigend, manchmal ist es zum Lachen, manchmal verschwindet es, und andere Male trägt es die Maske eines Sees, oder es baut Stürme, verschlingt Schiffe, verschenkt Reichtümer, gibt keine Antworten, es ist weise, es ist sanft, es ist mächtig und unberechenbar. Vor allem aber: das Meer ruft.' Diesem Ruf ist Alessandro Baricco in seinem Epos über das Meer gefolgt. Eine Ansammlung von schrägen Gestalten lebt in der Pension Almayer, irgendwo zwischen Wasser und Land. Geführt wird die Pension von rätselhaft weisen Kindern. Der Maler Plasson sucht den Anfang des Meeres, die Augen des Meeres, während der kauzige Wissenschaftler Bartleboom mit einigen instrumenten nach dessen Ende fahndet. Außerdem treten auf; eine schöne Dame, ein zartes Mädchen namens Elisewin, ein dichtender Pater, ein unsichtbarer Gast, ein sadistischer Arzt und ein pensionierter Admiral... Baricco verwebt die erfundenen Personen und ihre grotesken Biographien so geschickt miteinander, daß ein zartes Geflecht entsteht, welches über dem Grundthema Meer schwebt. Der Admiral Langlais läßt sich -nur in seinem Kopf- von seinem Gärtner Geschichten über das noch unentdeckte Timbuktu erzählen. Dieser Gärtner gelangte nach einem Schiffbruch auf wunderbarer Weise um die ganze Welt. Er teilt seinem neuen Herren nicht nur lautlos Geschichten mit, sondern rettet ihn, als er einmal von Banditen entführt und gezwungen wird, um sein Leben Schach zu spielen... 'Er brauchte nicht lange, um festzustellen, daß der Bandit zwar wahnsinnig, aber erbarmungslos gerissen wahnsinnig war. Nicht nur, daß er die weißen Figuren für sich selbst vorbehalten hatte - es wäre wohl auch albern gewesen, das Gegenteil zu verlangen -, aber er spielte mit einer zweiten Königin, die er sorgfältig auf den Platz des rechten Läufers gestellt hatte. Eine skurrile Variante... Beim dreiundzwanzigsten Zug verschenkte der Bandit einen Turm durch einen dermaßen offenkundigen Fehler, daß es so aussah, als wolle er aufgeben...' Nun kommt dem Admiral wieder die Stimme seines Gärtners zu Hilfe; 'Aufpassen, Admiral, der König...' Alles schwieg. Wenige Augenblicke nur. Dann begriff Langlais. Es war wie ein Blitz, der ihm durchs Hirn fuhr, einen Augenblick nur, bevor der Bandit aus dem Nichts ein Messer zog, dessen Klinge blitzschnell auf sein Herz zustieß. Langlais war schneller als er. Er packte seinen Arm, konnte ihm das Messer entwinden, und wie um die Handbewegung, die jener begonnen hatte, zu beenden, schnitt er ihm die Kehle durch. Der Bandit stürzte zu Boden.' Der Admiral Langlais kann den bestürzten Kameraden des Banditen entkommen... Schön und anmutig sind die Gedanken, die Baricco entwickelt. Wie immer verblüffend in ihrer Sichtweise. Warum suchte man nicht selbst schon nach den Augen des Meeres; die Frage liegt doch auf der Hand; 'Wo hat es seine Augen, ich meine, das Meer?/ .../ Es hat doch welche, oder?/Ja./Wo zum Teufel sind die dann?/Die Schiffe./Die Schiffe was?/Die Schiffe sind die Augen des Meeres.../ Und die Schiffbrüche? Die Unwetter, die Taifune, alle diese Sachen... Warum sollte es die Schiffe verschlucken, wenn sie seine Augen sind?/ Und Sie? Machen Sie etwa nie die Augen zu?' Das leuchtet ein -und der Leser jubelt sich mit dem Ersinner durch fette Erleuchtungen, bis Alessandro Baricco die Spucke wegbleibt. ihm sind die guten Einfälle für das Ende abhanden gekommen! Das kann bei so viel Erfinderei vorkommen, in faszinierend schneller Folge sind in den letzten Jahren Bariccos poetische Schriftstücke über uns gekommen. Bilder und Einfälle der besonderen Art fluteten mit den Romanen Land aus Glas, Seide und Novecento regelmäßig auf den Leser ein, da kann schon mal ein Ende hinken!
Anne Hahn
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Danke.
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