Gilbert Adair
Der Tod des Autors
Roman. Edition Epoca, ISBN: 3-905513-08-0
Eine verhängnisvolle Biografie
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Eigentlich sollte sich ein Wissenschaftler geschmeichelt fühlen, wenn eine Studentin ihm offenbart, eine Biografie über ihn schreiben zu wollen. Nicht so Professor Sfax, als Literaturwissenschaftler Star und Guru seines Fachs. Er hat sich vor diesem Augenblick seit Jahrzehnten gefürchtet. Denn Sfax hat eine dunkle Vergangenheit, die ihn nun einzuholen droht.
Während der deutschen Besatzung Frankreichs hatte Sfax, zunächst aus jugendlichem Schreibdrang, später aus Überzeugung, antisemitische und das faschistische Deutschland bewundernde Artikel geschrieben. Da er nach dem Krieg für sich in Frankreich keine Zukunft sieht, geht er nach Amerika, um dort unbelastet eine neue Karriere zu beginnen. Das gelingt ihm auch, obwohl er stets darauf bedacht ist, vorsichtig und zurückhaltend aufzutreten. Selbst die Literaturtheorie, die er schließlich entwirft und die ihn berühmt macht, entspringt seiner intellektuellen Verteidigungsstrategie. Immer in Gedanken bei seinen Jugendsünden stellt er die Theorie auf, dass der Text alles bedeute und der Autor nichts und dass jeder Text auf unterschiedliche Arten lesbar sei und somit der Verfügungsgewalt des Autors entzogen. Letztendlich ist also der Autor nicht verantwortlich für das, was er geschrieben hat.
Doch alle diese Rechtfertigungsstrategien nützen nichts mehr in dem Augenblick, da ihn die Studentin in ihr Vorhaben, eine Biografie über ihn zu schreiben, einweiht. Plötzlich gibt es Leichen: zuerst ein liebenswerter Professor ohne Feinde und Neider, dann die Studentin, schließlich Sfax selbst.
Der in der Theorie konstatierte Tod des Autors dupliziert sich in der Realität. Auch wenn der kurze Roman mit einem furiosen Krimiteil endet, ist das Buch eher für Leser geschrieben, die sich auch an den Feinheiten der Auseinandersetzung mit der Theorie des Dekonstruktivismus delektieren können. Eine vielschichtige intellektuelle Satire, die auf einem wahren Fall beruht.
Dietmar Adam
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